Innsbruck – Mit eisernen Mülleimern und Bierflaschen haben rund 15 der rechtsradikalen Szene zuzuordnende Personen in der Nacht zum Sonntag das Kulturzentrum p.m.k. in der Innsbrucker Bogenmeile angegriffen. Dabei gingen vier große Scheiben zu Bruch, und nur durch Zufall wurde keiner der rund 40 im Lokal anwesenden Besucher eines HipHop-Konzerts von den Glasscherben verletzt. Diese Schilderung von Augenzeugen wird im Wesentlichen von der Polizei bestätigt.

Der stellvertretende Tiroler Sicherheitsdirektor Ludwig Spörr berichtet von vier ermittelten, 17-jährigen Tatverdächtigen, von denen zwei „dem rechten Bereich zuzuordnen und in diesem Zusammenhang registriert sind“.

Differenzen gibt es bei der Beurteilung des Polizeieinsatzes. „Es hat bereits eine halbe Stunde vorher mehrere Anrufe bei der Polizei gegeben, weil wir gemerkt haben, heute ist Stress auf der Straße“, erzählt eine p.m.k.-Mitarbeiterin, die aus Angst vor Neonazi-Angriffen ungenannt bleiben will. Ganz junge Burschen hätten vor dem Lokal provoziert, Bierflaschen geworfen, Nazi-Parolen gebrüllt, erzählt sie. Die Polizei hätte auf diese Anrufe aber nicht reagiert, von denen allerdings Martin Kirchler, der stellvertretender Innsbrucker Polizeikommandant, „nichts weiß“. Nach dem massiven Angriff sei man nur vier Minuten nach einem Anruf mit mehreren Streifenwagen vor Ort gewesen, betont Kirchler.

Faktum ist, dass es seit dem Sommer 2006 mehrfach Angriffe auf das der linken Jugendkulturszene zugeordnete Lokal gegeben hat. Erst vor wenigen Wochen hat es deshalb zwischen den p.m.k.-Betreibern und der Polizei ein – wie beide Seiten betonen – „gutes Gespräch“ gegeben. Vor einer Woche wurde schließlich auf eine Fensterscheibe „Good Night Left Side“ und ein Hakenkreuz gesprüht.

Spörr bestätigt auch, dass seit einiger Zeit ein Lokal in unmittelbarer Nähe des p.m.k. zum Treff der rechten Szene geworden sei. „Von einer Organisation schlechthin kann man aber nicht sprechen“, versucht Spörr zu beruhigen. Es handle sich um „einzelne Ereignisse, die uns mahnen, auf der Hut zu sein und jeden Vorfall genau anzuschauen“, sagt Spörr und berichtet, dass sich zwei „Leitfiguren“ der rechten Szene derzeit in Untersuchungshaft befinden würden. Gegen das Duo laufen unter anderem Ermittlungen nach dem NS-Verbotsgesetz. (Hannes Schlosser/DER STANDARD, Printausgabe, 26.9.2007)