Stabilität, Berechenbarkeit, Verlässlichkeit: Die Botschaft, die Russlands Präsident Wladimir Putin schon mit der Bestellung des neuen Regierungschefs Viktor Subkow verbreiten wollte, lässt sich unschwer auch aus dem jetzt ernannten neuen Kabinett herauslesen. Dabei fällt dreierlei auf:

Erstens: Es hat fast zwei Wochen gedauert, bis das neue Team präsentiert wurde.

Zweitens: Die beiden "Ersten Stellvertretenden Ministerpräsidenten" Sergej Iwanow und Dmitri Medwedjew behalten ihre Ämter. Sie galten bis zur Ernennung Subkows als Favoriten für die Nachfolge Putins. Zum engeren Bewerberkreis müssen sie weiterhin gezählt werden, auch wenn sich in den letzten Tagen die Spekulationen häufen, dass Putin doch Subkow als seinen Mann für die Präsidentschaftswahlen im März aufbauen will.

Drittens: Der als liberal geltende Wirtschaftsminister German Gref muss der Präsidentenberaterin Elvira Nabiulina weichen. Sie wird zwar ebenfalls als liberal eingestuft, doch ist dies im Russland Putins angesichts des massiven Staatseinflusses auf die Wirtschaft ein sehr relativer Begriff. Man darf annehmen, dass Gref mit dieser Entwicklung, die sich in der zweiten Amtszeit Putins drastisch verstärkt hat, nicht einverstanden war. Offenbar als Ausgleich wurde Finanzminister Alexej Kudrin, ebenfalls ein "Liberaler", zum Vizepremier befördert.

Dass Putin für diese insgesamt behutsamen Veränderungen so lange gebraucht hat, lässt einen Schluss zu: Er will das labile Gleichgewicht zwischen den einzelnen Machtgruppen nicht stören. Noch immer ist ja unklar, ob Putins Stärke in Wahrheit nicht allein aus seiner Fähigkeit resultiert, keine Fraktion zu stark werden zu lassen. Die spannendste Frage nach Putins (wahrscheinlich nur formalem) Abtritt im Frühjahr 2007 wird daher sein: Kann das labile Gleichgewicht im Kreml, das der Präsident als Stabilität verkauft, bewahrt werden? (DER STANDARD, Printausgabe, 26.9.2007)