Seiner Rolle als Feindbild ist der iranische Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad in den USA gerecht geworden. Er hat auf Israel eingehauen ("auf Rassismus gegründet"), an der renommierten Columbia-Universität absurdes Zeug erzählt ("im Iran gibt es keine Homosexuellen") und öffentlich mit dem Gedanken gespielt, am Ground Zero einen Kranz niederzulegen - ausgerechnet er, der Präsident des "vermutlich größten Sponsors des Staatsterrorismus" (O-Ton Condoleezza Rice). Und die Show ist noch nicht vorbei - so lange nicht, wie Ahmadi-Nejad noch in den USA weilt.

Aber schon jetzt hat der iranische Präsident seine Rolle für Washington bestens erfüllt. Er hat sich so präsentiert, wie die Administration ihn sieht. Und da er auch der einzige Vertreter des iranischen Regimes ist, der eine solche Aufmerksamkeit in der internationalen Öffentlichkeit genießt (obwohl er nicht das wichtigste außenpolitische Entscheidungsorgan ist und auch beim Nuklearprogramm nur eingeschränkt bestimmen kann), besteht auch keine Gefahr, in Zukunft ein differenzierteres Bild der Lage im Iran zeichnen zu müssen.

US-Präsident George W. Bush hat in seiner Rede vor der UNO-Vollversammlung den Iran dann auch mit kaum mehr als einem Satz erwähnt und sich lieber auf Themen wie Burma und die Reform des UNO-Sicherheitsrats konzentriert. Das von den US-Medien erwartete indirekte Rede-Duell Bush gegen Ahmadi-Nejad - es hat nicht stattgefunden.

Damit hat Bush dem unliebsamen Gast zwar nicht den Wind aus den Segeln genommen, aber Ahmadi-Nejads Auftritt ein paar Stunden später auch nicht mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als ihm ohnehin zukommt. Die Aktualität ist Bush dabei zu Hilfe gekommen: Durch die Ereignisse in Burma konnte er den Fokus auf einen anderen "Vorposten des Terrors" lenken. (DER STANDARD, Printausgabe, 26.9.2007)