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FMA-Vorstand H. Traumüller (vorne) und OeNB-Direktor J. Christl stiegen aus Grassers Kabinett in Spitzenjobs auf.

Foto: APA/Artinger
Wien - Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser hat im ORF alle Anschuldigungen rund um die Causa Meinl von sich gewiesen - und die unter seiner Ägide erfolgten Besetzungen in Finanzmarktaufsichtsbehörde FMA und Nationalbank (OeNB) verteidigt. "Beide Herren" (Grasser meinte seine Ex-Kabinettmitarbeiter, den heutigen FMA-Vorstand Heinrich Traumüller und den für die Bankenaufsicht zuständigen OeNB-Direktor Josef Christl; Anm.) seien aus Ausschreibungen "als Bestqualifizierte" hervorgegangen und auf seinen, Grassers, Vorschlag von der Regierung zur Kenntnis genommen worden.

Kraftakt

Tatsächlich war die Bestellung Traumüllers ein veritabler Kraftakt gewesen. Per November 2004 hatte FMA-Chef Andreas Grünbichler seinen Job quittiert, ein Interimsvorstand musste her. Der von Finanzministerium und OeNB nominierte FMA-Aufsichtsrat ernannte daraufhin Traumüller zum interimistischen Chef. Der damals 47-jährige Jurist hatte seit 1987 im Finanzministerium gearbeitet, war von 2000 bis 2002 Grassers Kabinettchef, danach Personalchef im Ministerium.

Der FMA-Führungsjob wurde öffentlich ausgeschrieben, die Bewerbungsfrist endete am 6. Dezember 2004. Neben "ausgeprägter Führungsqualifikation, Durchsetzungsfähigkeit und Kommunikationsstärke" ausdrücklich verlangt: "Fachkunde in zumindest einem der Aufsichtsgebiete der FMA" und zweijährige Praxis.

Nicht auf der Shortlist

Die Kür zog sich: Es gab 23 Bewerber, die Personalberater von Korn & Ferry erstellten eine Shortlist - ohne Traumüller. Beim Hearing schnitt er schlecht ab, er erfülle die Ausschreibungserfordernisse nicht, hieß es. Die Begutachtungskommission (FMA-Aufsichtsrat und drei weitere Mitglieder) sprach sich einstimmig gegen ihn aus. Der Verfassungsdienst im Bundeskanzleramt wurde bemüht, er räumte alle Bedenken aus. Am 14. Feber 2005 wurde Traumüller für drei Jahre zum FMA-Vorstand bestellt. Auf der Referenzliste von Korn & Ferry scheint die FMA-Besetzung übrigens nicht auf.

Nicht so kompliziert war die Bestellung von Grassers Chefvolkswirt, Josef Christl, in die OeNB gelaufen. Er musste 2003 nur den Erstgereihten (Ewald Nowotny) und den Zweitgereihten (Heinz Handler, Wirtschaftsministerium) im vom OeNB-Generalrat erstellten Dreiervorschlag überholen, um ins Direktorium einziehen zu können. (gra, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.9.2007)