Die Mol-Aktienzukäufe der OMV hatte er als "Lehrbuchbeispiel für feindliche Übernahme" bezeichnet. Durchaus auch in provokanter Absicht rühmte er sich, dass er "mindestens zehn Unternehmen in der Region aufzählen" könnte, "mit denen eine Partnerschaft vernünftiger wäre als mit OMV". Zum Beispiel mit Lukoil und Rosneft. Also lieber mit den Russen als mit den Österreichern.
Das war in diesem Sommer. Später milderte er den Ton dahingehend, dass Mol im Prinzip durchaus bereit sei, mit der OMV zusammenzuarbeiten, aber als gleichberechtigte Partner, auf keinen Fall durch eine Fusion. Denn es könne nicht angehen, dass über das Schicksal der ungarischen Mol in Wien entschieden werde. Wegen des EU-Wettbewerbsrechts sei allenfalls eine Kooperation in der Gassparte sowie in der Petrochemie (Kunststoffe) möglich. Gegen eine Fusion spreche, dass in diesem Fall eines der Unternehmen seine Raffinerie verkaufen müsse. Und die OMV sei ja wohl nicht bereit, auf ihre Schwechater Anlage zu verzichten, die weit unproduktiver als die Raffinerien der Mol sei, sagte Hernadi jüngst der ungarischen Wirtschafts-Wochenzeitung HVG.
Hernadi ist kein Spezialist für Öl, Gas, oder überhaupt Energiewirtschaft, vielmehr war der Bankensektor sein Sprungbrett zur MOL. Am 30. November 1960 im nordungarischen Esztergom, der Krönungsstadt der ungarischen Könige geboren, studierte er in den 1980er-Jahren Wirtschaftswissenschaften in Budapest, mit dem Spezialgebiet industrielle Planung - in einer Zeit, als man in Ungarn bereits relativ offen über Vor- und Nachteile der Planwirtschaft diskutierte.
Insofern ist seine Karriere ein Produkt der Wendezeit. 1989 begann er seine Laufbahn beim staatlichen Kreditinstitut Kereskedelmi és Hitelbank (Handels- und Kreditbank), wo er es schon 1992 zum stellvertretenden Direktor brachte. 1994 wechselte er als Direktor zur ungarischen Genossenschafts-Sparkasse, wo er bis zu seiner Berufung zum Chef der Mol blieb. Dort war er schon seit 1999 Mitglied des Vorstands, parallel zu seiner Funktion als Banker.