Wien - Die zu einem tiefgreifenden Konzernumbau gezwungene, in Wien börsenotierte Meinl European Land (MEL, Jersey), hat große Teile ihrer bei der Meinl Bank liegenden Cash-Reserven zu einer anderen Bank verlagert. Unterdessen ist die MEL auch von der Ratingagentur Standard & Poors (S&P) auf "Junk-Status" herabgestuft worden. Die Rückstufung war vor drei Wochen in Aussicht gestellt worden.

Meinl Bank-Vorstand Peter Weinzierl und Stephan Visy, beide Board-Mitglieder der MEL-Managementgesellschaft, hatten Mitte September vor Anleihe-Investoren angekündigt, zumindest die Hälfte jener 1,2 Mrd. Euro "Cash", die als Einlagen bei der Meinl Bank liegen, zu einem unabhängigen Institut außerhalb der Meinl Bank zu verlagern.

Zu internationaler Bank verlagert

Mit heutiger Wirkung habe die MEL 650 Mio. Euro "bei einer internationalen Bank mit einem Rating von AA" als Termingeld veranlagt, berichtete die MEL am Mittwoch ad-hoc. Eine österreichische Bank ist es nicht. MEL-Sprecher Rupert-Heinrich Staller sprach von einer europäischen Bank, die in der "Weltliga" spiele, und mit der man auch in Zukunft zusammen arbeiten wolle.

Ob die nun umgeschichtete Summe bisher ganz bei der Meinl Bank (deren Bilanzsumme lag Ende 2006 bei 5,6 Mrd. Euro) lag, ließ Staller unbeantwortet: Dieses Geld sei "bei diversen Banken gelegen, auch bei der Meinl Bank".

Herabstufung

Nachdem Anfang September bereits die Ratingagentur Fitch das Langfrist-Rating der Meinl European Land auf "BB+" gesenkt hat, hat nun auch die Agentur Standard & Poor's (S&P) die Bonität der MEL nach einer dreiwöchigen Beobachtung herabgestuft. S&P nahm das Rating der MEL für langfristige Anleihen von zuvor BBB- auf BB+ zurück. Das Kurzfristrating wurde von A-3 auf B gesenkt. Der Ausblick ist negativ.

Grund für die Bonitätsrückstufung waren die unerwarteten milliardenschweren "Aktien"-Rückkäufe durch MEL, die das Unternehmens-Entwicklungsprogramm der Immo-Gesellschaft beeinträchtigen würden. Von einer "Vertrauenskrise" ist bei S&P die Rede, die, wie die Finanzagentur Thomson Financial unter Berufung auf den S&P-Analysten Andreas Kindahl schreibt, wahrscheinlich die Chancen der MEL schmälert, sich frisches Kapital zu beschaffen. Außerdem habe die Vertrauenskrise Mängel in der Board-Aufsicht und eine unzureichende Unabhängigkeit innerhalb der Firmen-Struktur offen gelegt.

Nicht unerwartet

Laut Staller kam die Rückstufung nicht unerwartet. Seiner Interpretation nach gibt S&P auch "ganz klar die Botschaft, dass sie an die Veränderungsprozesse glauben". Die Ratingagentur erwarte von MEL, dass sie die Veränderung der Unternehmensstruktur und der Corporate Governance "in gebotener Zeit" umsetze, so Staller heute. "MEL wird die Erwartungen der Ratingagenturen in den nächsten Quartalen erfüllen", sagte er zur APA.

Thomson Financial zufolge spiegelt allerdings der negative Ausblick Sorgen von S&P wider, dass die erforderliche Firmen-Umstrukturierung erfolgreich und zeitgerecht umgesetzt werden könne.

Wie berichtet wurde Merrill Lynch beauftragt, die gesamte MEL-Firmenstruktur und Strategie des Unternehmens zu "prüfen". Beschlussreife Ergebnisse soll es nach bisherigen MEL-Aussagen bis zur nächsten ordentlichen Hauptversammlung im Mai 2008 geben. (APA)