Haselsberger: "Als Hausverwalter vertrete ich die Interessen der Hauseigentümer. Im Durchschnitt stecken in jedem Haus zusätzliche zehn Prozent an Mieteinnahmen."

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Doch nicht alle halten sich daran. Für den Eigentümer heißt das, dass ihm pro Objekt etwa zehn Prozent an Ertrag verloren gehen, erklärt Haselsberger im Gespräch mit Gerhard Rodler.

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STANDARD: Bei Akquisitionen von neuen Kunden werben Sie damit, dass es in den meisten Häusern Optimierungsmöglichkeiten gäbe. Werden die Mieter von Hausverwaltungen zukünftig also verstärkt zur Kasse gebeten?

Haselsberger: Optimierungsmöglichkeiten haben nicht zwangsweise etwas mit Mehrkosten zu tun. Wir finden fast immer laufende Mietverträge, die für den Vermieter nicht das Optimum herausholen. In diesem Fall kann man entweder kündigen oder die Mieten an den Marktpreis anpassen. Immer wieder passiert es, dass beispielsweise Tote als Mieter aufscheinen, während die Wohnung von jemandem anderen benutzt wird.

STANDARD: Kommt das häufig vor? Das klingt eher nach seltenen Ausnahmefällen.

Haselsberger: Es sind natürlich unangenehme Situationen, aber derartige Fälle kommen häufiger vor, als man glaubt. Es passiert sogar, dass Todesfälle im Verwandtenkreis nicht gemeldet werden, um etwaige günstige Mietverträge aufrecht weiterlaufen zu lassen. Es stellt sich die Frage: Wie wird eine Hausverwaltung fündig? Ich empfehle, bei der Übernahme von Objekten persönlich hinzufahren und das ganze Haus abzuchecken.

STANDARD: Wie sehen die Konsequenzen für die Mieter aus?

Haselsberger: Der Mieter wird selbstverständlich gekündigt, und es wird ein neuer Mietvertrag zu Marktkonditionen abgeschlossen. Nicht selten beträgt dann die Miete ein Vielfaches des ursprünglichen Betrages.

STANDARD: Welche Interessen liegen Ihnen denn stärker am Herzen - die der Mieter oder die des Vermieters?

Haselsberger: Als Hausverwalter von Mietshäusern vertrete ich in erster Linie die Interessen der Hauseigentümer. Zu dieser Aufgabe gehört eben auch, ihnen die unangenehmen Seiten der Hausbewirtschaftung abzunehmen. Dennoch muss ich hervorheben: Natürlich werden einige Konflikte auch direkt mit den Mietern ausgetragen. Aber im Vordergrund steht die Ertragssteigerung des Hauses.

STANDARD: Worauf muss ein Mieter achten, damit er seine Mietrechte nicht verliert?

Haselsberger: Sehr oft werden Wohnungen untervermietet, obwohl das bei fast allen Mietverträgen ausgeschlossen ist. Es kommt auch vor, dass Mieter ihre Wohnung mit günstigem Mietzins behalten und weiterzahlen, obwohl sie sie nicht mehr benutzen. Man weiß ja nie! Vielleicht ziehen einmal die Kinder ein, vielleicht kann man die Wohnung eines Tages anderswertig nutzen? Solche Mietverhältnisse sind meist vertragswidrig und führen in der Folge zur Kündigung.

STANDARD: Regelmäßig Miete einzuzahlen schützt einen vor Kündigung nicht?

Haselsberger: Nein. Das allein genügt nicht, wenn man eine Wohnung auf Basis des geltenden Mieterschutzgesetzes gemietet hat. Und dieses besagt, dass der Mieter ein dringendes Wohnbedürfnis haben muss.

STANDARD: Heißt das, dass der Mieterschutz gar nicht so umfassend und wasserdicht ist, wie dies immer angenommen wird?

Haselsberger: Ja. Im Durchschnitt steckt in jedem Haus ein zusätzliches Potenzial von etwa zehn Prozent an Mieteinnahmen. Das Glück vieler Mieter ist, dass sie einen konfliktscheuen, überlasteten oder bequem gewordenen Hausverwalter haben. Bei Übernahme eines Hauses durch einen neuen Hausverwalter kann es für den Mieter schon einmal unliebsame Überraschungen geben.

STANDARD: Von welchen Eigentümern verwalten Sie in erster Linie die Objekte?

Haselsberger: Ich verwalte Objekte von Privatiers, Ärzten, Rechtsanwälten, Immobiliengesellschaften und neuerdings auch von Privatstiftungen - überwiegend in den Innenbezirken. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22./23.9.2007)