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Österreich wehrt sich massiv gegen das geplante Auslaufen der Pflanzrechte für Wein.

Foto: APA/dpa/Arne Dedert

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Kernpunkte der von der EU-Kommission vorgeschlagenen Weinmarktreform werden von den Mitgliedstaaten strikt abgelehnt. Das zeichnete sich beim Treffen der EU-Agrarminister am Mittwoch in Brüssel ab. Damit könnte das gesamte Vorhaben kippen.

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Brüssel - Die Rodung von 200.000 Hektar Weinanbauflächen und das Verbot von Zuckerzusatz – diese beiden Hauptpunkte der geplanten EU-Weinmarktreform finden in den Mitgliedstaaten keinen Anklang. Mit diesen Maßnahmen will die EU-Kommission die Überproduktion in den Griff bekommen. Allein die Destillierung von Weinüberschuss in Industriealkohol kostet die Union jährlich 500 Millionen Euro.

Gegen das Zuckerungsverbot sprachen sich am Mittwoch in Brüssel unter anderen die Landwirtschaftsminister von Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Schweden, Finnland, Polen, Ungarn, Tschechien, Bulgarien, Rumänien und Österreich aus. Österreichs Landwirtschaftsminister Josef Pröll wurde nach einem Sportunfall von Sektionschefin Edith Klauser vertreten.

Kippt das Zuckerungsverbot, steht auch die Rodung der 200.000 Hektar auf der Kippe: Die Kommission will durchsetzen, dass statt Zucker nur noch Traubenmost als Süßungsmittel verwendet werden darf. Diese Maßnahme ist als Ausgleichs-"Zuckerl" für die südlichen Anbauländer Spanien und Italien gedacht, die von den Rodungen besonders betroffen wären. Italien ist größter Süßmosterzeuger und würde deswegen von einem Zuckerungsverbot profitieren. Fällt allerdings das geplante Zuckerungsverbot, wird es auch keine mehrheitliche Zustimmung zu den Rodungen geben, sagten Experten in Brüssel, da Italien und Spanien so die Rodungen nicht mehr vor ihren Weinbauern vertreten könnten.

Damit wackelt aber die gesamte Weinmarktreform. Die EU-Kommission hat bereits klar gemacht, dass sie sich keine " Eckpfeiler" aus der Reform herausverhandeln lassen will. Eher werde der gesamte Vorschlag zurückgezogen, der eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der EU-Weinbranche am Weltmarkt zum Ziel hat. Die EU hat in den vergangenen Jahren am Weinmarkt kontinuierlich Marktanteile verloren.

Geeinigt haben sich die EU-Agrarminister hingegen auf Änderungen der im Vorjahr beschlossenen Zuckermarktreform. Mit den nun vorgesehenen weiteren finanziellen Anreizen für Rübenbauern und Zuckerproduzenten, die die Produktion reduzieren, will die EU-Kommission die Mitgliedstaaten doch noch zur Senkung der Zuckerproduktion in der EU bewegen. Österreich wird seine Zuckerproduktion im kommenden Jahr um mehr als 13 Prozent oder 55.000 Tonnen zurückfahren.

Gleichzeitig haben sich die Minister auf die Aussetzung der Flächenstilllegung bei Getreide für 2008 geeinigt, um auf die steigenden Preise und die leeren Lager zu reagieren. Durch die Aussetzung der zehnprozentigen Zwangsbrache bei Getreideanbauflächen in der EU 2008 könnten in Österreich rund 90.000 Hektar wieder bebaut werden. Tatsächlich wird davon vermutlich ein Drittel genützt. (Michael Moravec, Brüssel, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.09.2007)