Seit Jahren klingt jungen Menschen der Abgesang in den Ohren: Die öffentliche Pensionsversicherung stehe vor dem Bankrott, prophezeien Experten. Demographen warnen vor der Überalterung der Gesellschaft, Banken preisen private Vorsorgemodelle an. Es sei "schwachsinnig", an das staatliche Pensionssystem zu glauben, verkündete einmal Ex-OMV-Chef Richard Schenz, als er im Auftrag der alten schwarz-blauen Koalition den Kapitalmarkt ankurbeln sollte.

Mit der neuen Regierung hat sich der Ton teilweise geändert. "Die Pensionen sind gesichert", behauptet nun Sozialminister Erwin Buchinger. Beschwichtigung in der Tradition roter Gewerkschafter, die den Pensionsreformbedarf jahrelang geleugnet haben? Dass Buchingers Entwarnung auf alten demographischen Daten beruht, wirkt verdächtig. Fest steht aber auch: Die Horrorszenarien vergangener Tage waren überzogen. Längst hat die österreichische Pensionskommission die landauf, landab verbreitete Prognose verworfen, ein Erwerbstätiger müsse auf kurz oder lang einen Rentner finanzieren. Auch dank der Zuwanderung ist der Ausblick heute viel optimistischer.

Die Pensionsreform war grundsätzlich notwendig. Leider hat die alte Regierung in Worten und Taten gleichzeitig das Vertrauen in das staatliche System geschwächt - etwa indem sie mit öffentlichem Geld private Alternativen förderte. Buchingers Phrasen mögen hohl klingen, mit seiner Werbung für das altgediente Ruhestandsmodell liegt er aber richtig.

Das private, kapitalgestützte Pendant ist kein fairer Ersatz. Der US-Experte Gary Burtless hat errechnet, wie viel amerikanische Rentner kassiert hätten, wenn sie mit Aktien vorgesorgt hätten: Wegen Börsenschwankungen lagen die Bezüge mitunter 1000 Dollar auseinander - bei gleichen Beiträgen. Das staatliche Pensionssytem, das Geld relativ gleichmäßig verteilt, ist gerechter und sicherer. Wenn die Politiker es retten wollen. (DER STANDARD, Printausgabe, 27.9.2007)