Vorarlberg ist ihm zu klein: Ex-Vizekanzler Gorbach hat Größeres vor - und bewarb sich beim britischen Finanzminister um einen Job.

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Wien – "Auf Grund meines Rückzugs der österreichischen Regierung zu Jahresbeginn bekam ich viele Anfragen als Antwort auf viele Angebote betreffend Beratungs-Verträgen mit österreichischen sowie auch internationalen Firmen um meine internationalen Kontakte zu nutzen und darüber hinaus davon meine freundlichen Verbindungen in so vielen Regionen zu verwenden."

Dieser Monstersatz (in Übersetzung) findet sich in einem Bewerbungsschreiben an das britische Finanzministerium. Die Initiativbewerbung stammt von einem alten Bekannten in der österreichischen Innenpolitik – von Hubert Gorbach. Wie der "Kurier" (Donnerstag-Ausgabe) berichtete, hat der ehemalige BZÖ-Politiker im Ausland sogar mit seinem alten Briefkopf um Jobs für sich und seine neue Beratungsagentur geworben. Konkret wandte er sich an den britischen Finanzminister Alistair Darling, dem Gorbach sein Problem schildert: "The world in Vorarlberg ist too small."

Das Schreiben datiert vom 18. Juli dieses Jahres. Adressat ist eben jener "long-time friend" Alistair Darling, dessen Vornamen Gorbach leider nicht mehr ganz so intus hatte – Alistar statt Alistair. Jenem Alistair wird also das Schicksal des Ex-Vizekanzlers geschildert. Er habe viele Angebote gehabt, schreibt Gorbach, diese aber wegen einer Vereinbarung ("handshake") mit dem Touristikunternehmer Klaus nicht angenommen. Nach einer gewissen Zeit fühle er aber, "the world in Vorarlberg is too small", er wolle jetzt sein eigenes Beratungsunternehmen starten.

Irgendeine Betätigung

Dann fragt Gorbach den britischen Schatzkanzler, ob dieser nicht irgendeine Betätigung für ihn wisse: "If you know about any area of operation for myself, where I am able to intend all my experiences and my know-how, please let me know, I am available anytime for further information." Im Klartext: Gorbach ist jederzeit bereit, seine Erfahrungen und sein Know-How zur Verfügung zu stellen. Anruf genügt quasi. Der kam freilich nie, gesteht Gorbach heute ein.

Befragt, nach seinem Urteil zum Stil des Briefes sagte der Englischtrainer Philipp Ritter zu derStandard.at: "Die meisten Fehler sind unspektakulär. Falsche Präpositionen, "ungeschickte" Wortwahl." Vor allem zeichne sich der Brief aber durch seinen "horrenden Stil" aus.

Bemerkenswert ist an dem Schreiben der Briefkopf. Gorbach verwendete sein früheres Amts-Briefpapier mit dem Wappen der Republik. Neben der Bezeichnung "Vizekanzler" fügte er handschriftlich ein "a. D." (außer Dienst) hinzu. Im Lateinischen wie im Englischen bedeutet die Abkürzung a.d. übrigens "anno domini", "Jahr des Herrn".

Die Ministeriumsadresse am unteren Rand strich er durch und schrieb seine neuen "contact dates" hin. Die Verwendung der Republiksinsignien verteidigt Gorbach so: "Unter früheren Amtskollegen ist das üblich. Das ist Geschmacksache."

Wappentier

Ganz so locker kann man mit dem Wappentier aber nicht umgehen. Streng genommen darf Gorbach es nämlich nicht verwenden, es ist Amtsträgern und offiziellen Stellen vorbehalten. Ausnahmen müssen genehmigt werden. Bei Zuwiderhandeln ist die Bezirkshauptmannschaft angehalten, bis zu 3.600 Euro Verwaltungsstrafe zu verhängen, wenn die Verwendung des Wappens geeignet ist, "eine öffentliche Berechtigung vorzutäuschen" oder "das Ansehen der Republik Österreich zu beeinträchtigen".

Molterer: "Jeder wie er meint"

Zurückhaltend kommentierte Vizekanzler Finanzminister Wilhelm Molterer die Jobsuche seines Vorgängers . "Jeder wie er meint", sagte Molterer knapp bei einer Pressekonferenz am Donnerstag zum Finanzausgleich auf eine Journalistenfrage. Er selber habe diese Notwendigkeit jedenfalls nicht, ergänzte er.

Von einer "kopflosen Verwendung von Briefköpfen" sprach die Verkehrssprecherin der Grünen, Gabriele Moser. Sie fragte sich gleichzeitig, "sich noch so in Gorbachs Auszugskisten befindet abseits von Briefpapier: Blaulichter etwa?"

Sittenbild

"Ein Sittenbild" hat am Donnerstag SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina die öffentlich gewordene Job-Suche genannt. (red, APA)