Frankreich sei das Land der Menschenrechte und wolle sich als solches wieder international ins Spiel bringen, hatte Nicolas Sarkozy vor seiner Wahl zum französischen Staatschef gelobt. Am Mittwoch empfing er in Paris auch den Chef der burmesischen Exilregierung, Sein Win.

Vor laufenden Fernsehkameras rief Sarkozy die internationalen Konzerne zu „größter Zurückhaltung“ in Burma auf und bat sie, dort „keine neuen Investitionen“ mehr zu tätigen. Gemeint war der Erdölkonzern Total, der seit 1992 in Burma Gas fördert.

Ehemals TotalFinalElf genannt, ist das französische Unternehmen der wichtigste ausländische Geschäftspartner des burmesischen Regimes. Wie ein Firmensprecher sagte, ist die Investitionsphase allerdings „seit zehn Jahren“ beendet, weitere Projekte seien nicht geplant. Das ist auch gar nicht nötig: Die aktuelle Fördermenge genügt, um via Pipeline unter Meer ein Viertel des Energiekonsums von Thailand zu decken.

Sarkozys Appell zielt damit ins Leere. Außenminister Bernard Kouchner äußert sich zu den Demonstrationen in Rangun noch zurückhaltender – und schon gar nicht zu Total. 2003 hatte der Mitgründer von Ärzte ohne Grenzen im Auftrag Totals – für ein Entgelt von 25.000 Euro – eine Studie erarbeitet. Sie wusch Total vom Vorwurf rein, beim Bau einer Pipeline seien tausende Zwangsarbeiter zum Einsatz gekommen. Kouchner fand aber keine Hinweise dafür.

Pariser Journalisten fragten deshalb Frankreichs Regierungsdelegierte für Menschenrechte, Rama Yade, warum das Elysée Total nicht zum Abzug aus Burma auffordere. „Das würde nichts bringen“, erwiderte Yade geniert. Selbst EU-Sanktionen würden nicht viel nützen, da in Burma auch US-Konzerne wie der Energieriese Chevron tätig seien. Die USA untersagen alle Importe von Produkten aus Burma, hindern Firmen aber nicht generell, Geschäfte im Land zu machen.

Mit dem burmesischen Dossier verstrickt sich die Pariser Diplomatie zunehmend in die eigenen Widersprüche. Schon im Sommer hatte Sarkozy für Stirnrunzeln gesorgt, als er dem libyschen Staatschef Muammar al-Gaddafi Atomkraftwerke verkaufte, um die Freilassung bulgarischer Krankenschwestern zu erwirken. (Stefan Brändle aus ParisDER STANDARD, Printausgabe, 29./30.9.2007)