Der neue Campari-Chef, Bob Kunze-Concewitz, will den Österreichern einschenken und bringt eine Tochtergesellschaft nach Wien.

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Italiens größter Aperitif-Hersteller, Campari aus Mailand, hat eine Tochtergesellschaft in Österreich gegründet. Campari Austria entstand im Hinblick auf das hohe Wachstumspotenzial des österreichischen Marktes, meinte Konzernchef Bob Kunze-Concewitz zum Standard. "Österreich zählt zu unseren Hochburgen, wir sehen hier auch für unsere nicht alkoholischen Getränke und für unsere Whiskey- und Wodka-Marken Potenzial". Bislang konzentrierte Campari in Österreich sein Angebot vorrangig auf den blutroten Bitter-Longdrink. In diesem Segment sei Österreich, was den Pro-Kopf-Verbrauch betrifft, zum weltweit drittgrößten Markt avanciert.

Steiles Wachstum

Der erst seit wenigen Monaten amtierende Campari-Chef ist zwar in Istanbul geboren, hat aber die österreichische Staatsbürgerschaft. Mit Getränken kennt sich der fünf Sprachen fließend sprechende Topmanager gut aus: "Mein Großvater war Generalvertreter für Cinzano in der Türkei." Vor seiner steilen Karriere bei Campari hatte Kunz-Concewitz als Marketingdirektor beim US-Konzern Procter & Gamble gearbeitet.

Für heuer peilt er mit einem Umsatzplus von rund zehn Prozent erstmals die Eine-Milliarde-Euro-Grenze an. Das an der Mailänder Börse notierte Unternehmen hat seit der Jahrtausendwende durch zahlreiche Zukäufe seinen Umsatz wie die Beschäftigtenzahl (derzeit 1500) verdoppelt. Inzwischen rangiert Campari weltweit an siebter Stelle bei den Spirituosenherstellern. Campari spielt auch im italienischen Weingeschäft mit, und zwar mit der Marke Sella & Mosca.

Weitere Zukäufe

Weitere Zukäufe sind geplant: Angeblich peilt Campari die Akquisition der schwedischen Wodkafirma Absolut an. In der Kriegskasse seien noch mehr als 500 Millionen Euro. Die neue Vertriebsgesellschaft in Wien wird von dem 37-jährigen Sascha Cumia geleitet. Der gebürtige Italiener hat mehrjährige Erfahrung im Exportgeschäft und war bis 2006 für die deutschsprachigen Märkte sowie für Ungarn und Tschechien verantwortlich. Umsatzziele wollte der Manager vorerst aber keine nennen. Er zeigte sich aber zuversichtlich: Denn in Österreich werde "guter Geschmack mit viel Tradition" kombiniert, sagt er. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.9.2007)