Andrej Gromyko war von 1957 bis 1985 Außenminister der Sowjetunion. Wegen seiner grimmigen Miene erhielt er in englischsprachigen Medien den Spitznamen "Grim Grom". In die Geschichte der internationalen Diplomatie ist er als "Mister Njet" eingegangen. Im UN-Sicherheitsrat legte Gromyko gegen unzählige westliche Initiativen das sowjetische Veto ein. Dabei ging es praktisch nie ums Inhaltliche, sondern immer ums Prinzip: zu zeigen, dass kein Weg an der Supermacht UdSSR vorbei führte.

Als Rechtsnachfolger der Sowjetunion übernahm nach deren Zusammenbruch Russland den Ständigen Sitz im Sicherheitsrat. Und kehrt nach einer anfangs konstruktiven Rolle nun zum alten Verhaltensmuster zurück. Außenminister Sergej Lawrow hat zwar etwas mehr Charme als "Grim Grom", aber in der Sache steht er ihm kaum nach. Russland ist wieder wer, und das muss demonstriert werden.

Kontrollierte Unabhängigkeit des Kosovo? Njet! Schärfere Sanktionen gegen den Iran, der ganz offensichtlich an einer Atombombe bastelt und zugleich mit der Vernichtung Israels droht? Njet! Strafmaßnahmen gegen die burmesische Militärjunta, die auf friedliche Demonstranten schießen lässt? Njet!

Natürlich gibt es in all diesen Fällen seriöse Gegenargumente. Aber sie machen nur Sinn, wenn sie von realistischen Alternativen begleitet sind. Außer seinem Njet hat Moskau aber wenig bis nichts zu bieten. Wie überhaupt konstruktive internationale Initiativen Russlands äußerst rar sind. In der Schanghai-Gruppe arbeitet Moskau ausschließlich mit Diktaturen oder autoritären Regimen zusammen: China, Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Usbekistan. Bekämpft werden sollen laut Präsident Putin vor allem Terrorismus, Extremismus und Separatismus. Zu diesen Gefahren zählt der Kreml nun offenbar auch die burmesische Demokratiebewegung. (DER STANDARD, Printausgabe, 28.9.2007)