1986 holt Adi Übleis, von Action Française gezogen, sein drittes Derby. 1970 gewann er hinter Big Ben, 1974 hinter Vulkan. 1992 wird ihm Mick Dundee zum Sieg verhelfen.

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Baden - "Ich geb's ehrlich zu, es ist richtig so. Ich bin voriges Jahr an der Hüfte operiert worden, ich hätt sowieso aufgehört." Doch Adi Übleis, der am 10. November seinen 70. Geburtstag feiert, darf hernach nicht mehr rennmäßig im Sulky sitzen, eine Europa-weit gültige Bestimmung will das so. Und Übleis will es auch. "Meine drei Kinder sind ja im selben Geschäft tätig, mein zweijähriges Enkerl Lisa läuft auch schon auf der Rennbahn herum." Adis Sohn Christian, Lisas Vater, ist Traber-Trainer in Baden wie der Herr Papa, Tochter Cornelia führt das Übleis-Gestüt samt Rennbahn in Leobersdorf, Tochter Claudia ist Sekretärin im Magna Racino in Ebreichsdorf.

Adi Übleis hat sich heuer schon zurückgehalten, circa zwanzig Rennen nur bestritten. Freilich wurde in Baden, wo er jetzt daheim, und in Wels, wo er hergekommen ist, an den letzten Renntagen groß gefeiert. "Nervös war ich wie vor einem Derby", sagt er, "erst im Sulky hab' ich mich beruhigt, da merkt man dann doch die Routine." Auf mehr als 3500 Rennsiege blickt Übleis zurück, 3447 davon errang er in Österreich, die anderen verteilen sich auf Deutschland, Italien und die USA.

Vor allem die USA. Dort feierte der Österreicher den größten seiner Triumphe. Man schrieb das Jahr 1971, in der Saison davor hatte Übleis den ersten von vier Derby-Erfolgen und das erste von neun Championaten verbucht. Als Außenseiter fuhr er zur EM nach Deutschland, als Europameister und Außenseiter fuhr er zur WM nach Amerika.

New York City, erster WM-Tag vor 40.000 Zuschauern: drei Rennen, drei Übleis-Siege. Saratoga, zweiter WM-Tag vor mehr als 20.000 Zuschauern: drei Rennen, drei Übleis-Siege. "Ich war so ein kleiner Mann, und Amerika war so weit weg, viel weiter weg als jetzt", sagt Adi Übleis heute. "Aber ich hab die Favoriten mit meinem Fahrstil überrumpelt, und dann hab ich rasch einen schönen Polster gehabt." Sein Stil: blitzschnell in Führung gehen, das Rennen beruhigen, Gegner einlullen, Kräfte fürs Finish sparen.

Übleis hatte Automechaniker gelernt, bei Mercedes in Wels, wo seine Eltern ein Transport-Unternehmen betrieben. Der Familienbetrieb stützte sich auf bis zu vierzig Pferde, wie der Großteil seiner neun Geschwister interessierte sich Adi zunächst freilich eher für Autos. "Ich war auch ein talentierter Mechaniker." Als 20-Jähriger fuhr er spaßhalber sein erstes Trabrennen, quasi vom Fleck weg wurde er als Trainer in Wels engagiert. 1964 kriselte es im oberösterreichischen Trabrennsport, Übleis nahm seine sechs Pferde und seine 1500 Schilling und übersiedelte nach Wien.

Er wurde von den Besitzern und Trainern in der Krieau nicht mit offenen Armen empfangen. "Ich musste mich durchboxen." Übleis lernte seine Hertha kennen, 1967 wurde geheiratet, und auf der Rennbahn stellten sich immer mehr Siege ein. "1970 war dann der Durchbruch in Österreich", 1971 der internationale. Der Trabrennfahrer wäre Sportler des Jahres geworden, hätte es damals schon und nicht erst seit 1974 zwei Wertungen gegeben. So hatte er gegenüber Ilona Gusenbauer, der Europameisterin und Weltrekordlerin im Hochsprung, das Nachsehen. 1974 stieg die EM in Wien, Übleis holte erneut den Titel, Tausende jubelten ihm zu. Sportler des Jahres wurde übrigens David Zwilling, der Abfahrtsweltmeister von St. Moritz.

"Geht wieder aufwärts"

Manche Dinge ändern sich nie, andere ändern sich. Der Rennsport in Österreich hat schon bessere Tage erlebt als diese, da Frank Stronach zunächst das Aus im Magna Racino verkündet und nun doch irgendwie weitertun will (16 Renntage). Übleis: "Es wird wieder aufwärtsgehen, wir hatten auch in den Sechzigern große Probleme. Ich bin zuversichtlich." Er selbst will sich vermehrt einbringen, nicht nur im Vorstand von Baden. "Ich habe die Erfahrung und jetzt auch die Zeit."

Reich geworden ist Übleis nicht in seinem und durch seinen Sport. Damals, nach dem WM-Sieg, hätte er in Amerika bleiben können, er hatte ein millionenschweres Angebot. "Hätte ich es angenommen, wäre ich jetzt vielleicht reich", sagt Adi Übleis. "Dafür hätte ich vielleicht keine Familie." (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 28. September 2007, Fritz Neumann)