Die sowohl von der russischen als auch von der ukrainischen Staatsführung verkündete Besitzumverteilung von der Oligarchenschicht nach unten geht kaum vonstatten. Zwar profitiert auch die Unter- und Mittelschicht vom großen Wirtschaftswachstum, die Finanzsahne schöpft aber das oberste paar Dutzend ab.

Das aktuellste Ranking der 100 reichsten Osteuropäer wurde soeben vom polnischen Magazin Wprost vorgestellt. In Führung liegt Russland mit 43 Milliardären, es sind um fünf weniger als 2006. Milliardäre aus anderen CEE-Staaten haben manchem Russen den Rang abgelaufen. Das russische Forbes-Magazin nämlich zählte im Mai 60 Milliardäre. Dabei berücksichtigt Forbes die Top-Beamten gar nicht, die Beobachtern zufolge einen eigenen Milliardärspool bilden.

Zum ersten Mal hat Wprost eine Person ins Ranking aufgenommen, die in Russland kaum thematisiert wird, aber dem engsten Vertrautenkreis von Präsident Wladimir Putin zugerechnet wird: sein Ex-KGB-Kollege Gennadi Timtschenko, laut karger Medienangaben Besitzer der Ölhandelsfirma Gunvor, die ein Drittel des russischen Ölexports abwickelt. Mit einem geschätzten Vermögen von 20 Mrd. Dollar befindet sich Timtschenko auf Platz drei.

Deripaskas Vermögen verdoppelt

Auf Platz eins hievt Wprost den Aluminiumhai und Großaktionär der Baufirmen Strabag und Hochtief sowie des Autozulieferers Magna, Oleg Deripaska. Angeblich hat er sein Vermögen auf 30 Mrd. Dollar verdoppelt und den Besitzer des Fußballclubs Chelsea auf Platz zwei verwiesen.

Auf Platz vier mit 18,7 Mrd. Dollar rangiert der ostukrainische Magnat Rinat Achmetow, Besitzer des Finanz- und Stahlimperiums System Capital Management und Financier der Partei der Regionen. Überhaupt hat das ukrainische Wirtschaftswachstum 24 statt der vorjährigen 15 Oligarchen in die Wprost-Liste gehoben. Ukrainische Milliardäre befinden sich in allen politischen Parteien. Das ukrainische Magazin Korrespondent hatte im Mai das Gesamtvermögen der 50 reichsten Ukrainer auf 64,4 Mrd. Dollar geschätzt. Das Gesamtvermögen der Top 100 beträgt 390,7 Mrd. Dollar und entspricht etwa dem Bruttoinlandsprodukt der Schweiz. (Eduard Steiner aus Moskau. (Eduard Steiner aus Moskau, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.9.2007)