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Wien - Die ÖVP fürchtet um die Zukunft von Wiens ältestem Profanbau, der Heumühle im Bezirk Wieden. Der desolate Bau aus dem frühen 14. Jahrhundert befindet sich heute in Privatbesitz. Er liegt im Innenhof einer großen Liegenschaft und harrt seiner Revitalisierung. Der nicht amtsführende VP-Stadtrat Norbert Walter forderte am Freitag bei einem Lokalaugenschein Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) auf, sich verstärkt dafür einzusetzen.

Derzeit wird der die Mühle umgebende Wohnbau generalsaniert, wobei im Zuge der Arbeiten vom Investor auch die verfallende Heumühle revitalisiert werden sollte. Dies bleibe aber scheinbar aus, kritisierte VP-Bezirkschefin Susanne Reichard. Auch der mit dem Bezirk vereinbarte öffentliche Durchgang durch die Liegenschaft entlang der Mühle sei noch nicht eingerichtet worden. "Stadtrat Mailath-Pokorny sieht ruhig zu, statt durch Handlungen ein klares Zeichen für den Erhalt der Heumühle zu setzen", klagte auch Walter.

"Wir können ja nur fördern"

"Was kann man mehr tun als Geld bewilligen?", beschied eine Mailath-Pokorny-Sprecherin auf APA-Nachfrage. Bei geschätzten Gesamtkosten der Heumühlen-Renovierung von 1,2 Mio. Euro habe der Altstadterhaltungsfonds auf Antrag des Eigentümers bereits 161.000 Euro bewilligt. Hinzu kämen weitere zugesagte 70.000 Euro vom Bundesdenkmalamt - die Arbeiten müssten aber vom Liegenschaftsbesitzer in Angriff genommen werden. "Wir können ja nur fördern, aber keine Baufirmen beauftragen", stellte die Sprecherin klar.

Als gesichert gilt, dass das Streitobjekt Heumühle vor dem Jahr 1326 errichtet wurde. Damit ist sie heute Wiens ältester Profanbau. Sie gehörte einst zur Grundherrschaft des Bürgerspitals, bevor sie 1533 in den Besitz des Bistums Wien kam. In dieser Zeit erfolgte auch der Anbau an die Mühle, der damals ein Vorhaus mit Küche, zwei Kammern und eine Backstube enthielt. Der Mühlbetrieb blieb im Bau bis 1856 aufrecht. Damals ließ die Gemeinde den Mühlbach, den sie zuvor von der Erzdiözese erworben hatte, aus gesundheitlichen Gründen zuschütten, was das Aus für die Mühle bedeutete. (APA)