Buchcover: Piper

Diabolische Dialoge Er hieß Angelo, war aber kein Engel. Denn die geben nicht mit weggeschossenem Schädel und offenem Hosentürl den Geist auf. Andrea Camilleri frönt auch in seinem neuesten Krimi Die dunkle Wahrheit des Mondes (Deutsch: Moshe Kahn, € 20,60, edition lübbe) seiner Lust an diabolischen Dialogen. Die Leidenschaften, die das Opfer und seine Freundinnen verbunden hat, sind speziell, merkt Commissario Montalbano, als er die aktuelle Geliebte des Toten ausfindig gemacht hat. Die ist verheiratet und hat sich mit Einverständnis des Gatten ihrem amourösen Zeitvertreib gewidmet - mit dem Nebeneffekt, teuren Schmuck geschenkt zu bekommen. Warum hätte sie Angelo umbringen sollen? Angelos Schwester fällt gern in Ohnmacht, wenn Montalbano sie befragt. Irgendwie sind die falschen Schlangen dem Commissario über: witzig und aufs Kunstvollste verwickelt.

Pannonische Probleme Urlaub mit einer Ehefrau, mit der man sich nicht mehr versteht, ist eine schlechte Idee: Während sich Carl mit Wein und Winzerinnen beschäftigt, vergnügt sich Johanna mit dem knackigen Surflehrer. Carl erwägt einen Neuanfang mit der charmanten Maria, doch die wird ermordet, und Carl gerät in Verdacht. Paul Grote verlegt diesmal seinen kenntnisreichen Wein-Krimi ins Burgenland. Ironisch zeichnet er die coolen Event-Winzer, die vor lauter Posieren nicht mehr zum ernsthaften Arbeiten kommen. Dass der Neusiedlersee bei Sturm ungemütlich wird, hat schon mancher Gast erfahren müssen; Grote liefert aber auch Details zu korrupten Spekulanten, Leitha-Autobahn und anderen Schatten im pannonischen Paradies. Die Außenansicht des burgenländischen Biotops ist kritisch, aber nicht unfair (Verschwörung beim Heurigen, € 9,20, dtv).

Moralischer Mörder Vier Menschen werden ermordet. Offenbar betätigt sich jemand als Richter: die Stockholmer Ermittlergruppe wird destabilisiert. Zum Ersten wird der langjährige Leitwolf Hultin durch eine Frau abgelöst, zum Zweiten erhält der Leiter für interne Angelegenheiten eine anonyme Denunziation. Ausgerechnet Chavez, der bei allen beliebte Polizist, soll mit Drogen handeln. Der dunkelhäutige Chavez könnte auch ein Opfer eines faschistoiden Kollegen sein. Soll man Chavez von den Verdächtigungen informieren? Der Tod einer polnischen Krankenschwester führt einen Ermittler nach Posen, wo er, anscheinend auf der Suche nach einem homosexuellen Kontakt, im Park niedergestochen wird. Was bedeutet das für die Gruppendynamik in der Abteilung? Arne Dahl beschäftigt sich in Ungeschoren (Deutsch: Wolfgang Butt, € 20,50, Piper) mit komplexen Ethik-Problemen.

Destruktives Dreieck Der Direktor eines Kunstmuseums wird dergestalt ermordet, dass man ihn unter anderem mit dem Gesicht in den Fettstuhl von Joseph Beuys drückt. Evelyn Grill konstruiert um diesen Fall eine Variation zum Thema Eifersucht, die anfangs witzig den Kunstbetrieb karikiert, später aber an Schwung verliert. Vom Motiv her kann man Schöne Künste (€ 19,50, LangenMüller) dem Krimigenre zurechnen, die Autorin will aber mehr. Ihr geht es um die innere Befindlichkeit eines scheinbar guten Menschen: der Ex-Schwager und Intimfeind des Direktors, Viktor Escher sieht seine Stunde gekommen, die Schwester seiner verstorbenen Frau zu einer Ehe zu überreden. Die aber hat seit Jahren eine Gesellschafterin, die mehr weiß, als ihm lieb ist. Escher bietet beiden Frauen an, in seiner Villa zu wohnen. Wie man weiß, sind Dreiecksverhältnisse konfliktbehaftet. (Ingeborg Sperl / ALBUM/ DER STANDARD, Printausgabe, 29./30.09.2007)