Dem Mann fehlt jede Perspektive, könnte man man meinen. Denn wohin, bitte, wird es denn führen, wenn Abzuschiebende diese Maßnahme als derart existenzbedrohend empfinden, dass sie sich mittels Suiziddrohungen dagegen zu wehren versuchen – es sei denn mittelfristig zu noch mehr Härte, weil sich der Staat eine solche Art der Druckausübung nicht wird gefallen lassen können? Angesichts des zunehmenden Mitgefühl mit der augenscheinlichen Verzweiflung von Tochter und Mutter Zogaj und der Empörung über die österreichweit vielen weiteren Fälle geplanter Abschiebung von langzeitintegrierten Ausländern scheint Platter den Zug der Zeit versäumt zu haben: Nur Hardliner sein allein kann einfach nicht ausreichend sein!
Oder vielleicht doch? Der These vom einsamer werdenden Hardliner in der Wiener Herrengasse steht jene vom politischen Taktierer gegenüber. Es könnte durchaus sein, dass auch Platter – und mit ihm die ÖVP – in fremdenrechtlichen Fragen an die weitere Zukunft denkt: An die nächsten Wahlen nämlich und an die dann sich auftuende politische Konkurrenz von in Ausländerfragen noch weiter rechts: von FPÖ und BZÖ. Auch wenn es banal wirkt: Mehrheitsfähige Wahlerfolge wurden in Österreich noch nie mit liberalen Positionen zu Einwanderungsfragen errungen, sondern immer mit deren Gegenteil. Auch die im Zuge der neuen Wertediskussion aufkommenden schwarzen Töne („artfremd“) weisen in diese Richtung.