„Deckel drauf und jetzt ist Ruh! Herzlich grüßt die CSU“, mögen viele Delegierte erleichtert denken – schließlich markiert dieser Parteitag den Abschluss von neun aufreibenden Monaten, in denen die kleine Schwester der CDU harte innerparteiliche Kämpfe auszufechten hatte. Doch so wunderbar, wie es die CSU-Spitze weismachen will, ist dieser Neubeginn nicht. Mit Beckstein und Huber hat die Partei zwar einen Führungs-, aber keinen Generationenwechsel eingeleitet. „Die zwei Kurzen aus Bayern“, wie man sie in Berlin wegen ihrer nicht überragenden Körpergröße schon spöttisch bezeichnet, sind Gewächse der Ära Stoiber und haben jahrelang dessen politische Vorstellungen exekutiert. Und weit und breit ist in der nächsten Generation kein wirklich herausragendes Talent in Sicht, auf das man bauen könnte – auch wenn Generalsekretär Markus Söder sich selbst für das größte hält.
Beckstein und Huber erwecken auch nicht den Eindruck, nur eine Übergangslösung sein zu wollen. Im Gegenteil: Sie wirken befreit – als könnten sie jetzt endlich loslegen, wenngleich ihnen Stoiber als CSU-Ehrenvorsitzender und „Berater“ noch eine Zeit lang im Nacken sitzen wird. Große Änderungen wird es zunächst nicht geben, aber einen ersten finanziellen wie symbolischen Akt hat Beckstein schon gesetzt. Er will das unter Stoiber eingeführte, umstrittene Büchergeld, das Eltern für Schulmaterial bezahlen müssen, wieder abschaffen.
Die von ihnen so vehement geforderte „Geschlossenheit“ der Partei muss das neue Spitzentandem Beckstein und Huber jedenfalls vom ersten Tag an vorleben. In Bayern stehen in den kommenden zwei Jahren Kommunal-, Landtags-, EU- und Bundestagswahlen an, und es gibt viel zu verlieren. Seit Jahrzehnten regiert die CSU alleine, seit 2003 sogar mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit im Landtag. So gute Zahlen können für eine neue Führung paradoxerweise auch eine Bürde sein.
Es ist also nicht damit zu rechnen, dass es für die oftmals Stoiber-geplagte Kanzlerin Angela Merkel in Berlin nun leichter wird. Beckstein und Huber müssen daheim beweisen, dass auch sie so fordernd wie Stoiber sein können. Schon jetzt fürchtet man in Berlin ein wenig die „Kaczyñskis von Bayern“ – zwei Männer, die in der Koalition mit CDU und SPD beinhart ihre eigenen Interessen im Blick haben. Beckstein ist ohnehin als Hardliner bekannt, und Huber wies am Parteitag darauf hin, dass Leute aus Niederbayern (wo er herkommt) ja sogar „noch ein Stück sturer“ seien als der Rest des Bevölkerung.