"Ö1 hat sich in den letzten Jahren vom betulichen Hofratswitwensender hin zum Servicesender entwickelt, mit dem Grundsatz: Jüngere Hörer gewinnen ohne ältere zu verlieren", beschreibt Senderchef Alfred Treiber den Werdegang im APA-Interview. Die Alten nicht zu verlieren sei wichtig, weil sie "soziodemographisch gesehen die Zukunft sind - und nicht die Jungen".
Früher "einzelne Platzhirschen"
Eine der wichtigsten Weichenstellungen dabei war "die komplette Veränderung der Entscheidungsträger in den letzten zwölf Jahren". Vor allem in der Radio-Information habe es früher "einzelne Platzhirschen gegeben", die "in ihrem eigenen kleinen Gärtlein gewerkelt haben", ohne sich für das Gesamtprogramm zu interessieren. Heute gäbe es "ein stärkeres gemeinsames Gefühl und den Willen zum Erfolg". Den Grundstein für das heutige Ö1 habe seinerzeit Gerhard Zeiler gelegt, der für Treiber rückblickend "ganz klar der beste Generaldirektor war, was die Managementfähigkeiten betrifft, gefolgt von Gerhard Weis. Was aber nicht heißen soll, dass ich die anderen für schlecht halte", fügte der langdienende Radiochef hinzu. "Auch Otto Oberhammer war nicht so schlecht wie man oft getan hat."
Ob das Radio im Vergleich mit dem Fernsehen das intelligentere Medium sei? "Ja, das kann man insofern sagen als es, wenn es rezipiert wird, vernünftig rezipiert wird", meint Treiber. Im Gegensatz zum Fernsehen, das meistens "sehr stark zur Passivität anregt", würde man beim Radio, wenn man zuhört, "zur geistigen Aktivität angeregt". Allerdings könne man auch im Fernsehen "intelligente Produkte herstellen", räumte der Ö1-Chef ein.
"Kein ganz großer Schnitt"
Der Eindruck, dass die erfolgreichen ORF-Radios zugunsten des Fernsehens sparen müssen, erscheine nur beim ersten Hinsehen ungerecht. "Bei näherem Nachdenken weiß man dann aber, dass das ein Wechselspiel ist." Wie viel genau Ö1 zu der 2,5 Millionen Euro umfassenden Sparvorgabe für das ORF-Radio beitragen soll, wisse Treiber nicht, betonte aber, "dass es sicher kein ganz großer Schnitt sein kann, ohne dadurch den Sender zu gefährden. Ich gehe davon aus, dass das nicht so dramatisch ist", meinte er. Überlegungen im Rahmen der Sparmaßnahmen die Aussendung von ORF-Radioprogrammen über Mittel- und Kurzwelle einzustellen, bestätigte Treiber jedenfalls. Ob das "am Ende so passiert, steht noch nicht fest".
Zu seinem Geburtstag beschenkt der Sender sich und seine Hörer mit einer Konzertreihe, dem sogenannten Ö1 Musiksalon. Von Oktober bis Dezember stellt der Sender in jedem Bundesland "im intimen Rahmen von Kammermusiksälen" einem kleinen Publikum einen großen Künstler vor. Darunter Julian Rachlin, Anton Sorokow oder das Brahms Trio. Der Eintritt ist frei.
Wichtige Daten in der Ö1-Geschichte: