Helmut Qualtinger schreibt in einer Operetten-Satire vom "Gerippe des Riesenrads" und den "giftgrünen Sümpfen des Praters". "Und wir sind dazu verdammt, unser ganzes Leben hier zu verbringen", raunzt Adele. Eisenstein: "Ah, wer sagt dir, dass wir leben?"

Wer am Samstag über den mit VIP-Zelten übersäten Heldenplatz flanierte, mit Kindern an der Hand, die unmöglich vor dem Verschwinden in der Menge, vor Traubenzucker oder Blechdosengetränken zu schützen waren, sah sie quietschlebendig aufeinanderprallen. Die Stars und ihre Bewunderer.

Ein herrlich freizeitliches, unpolitisches Gewusel, wo einst Adolf Hitler und Karl Schranz gehuldigt und gegen die schwarz-blaue Koalition I demonstriert wurde. Der Helden- und der an ihn grenzende Ballhausplatz waren Wolfgang Schüssel schon einmal zu politisch. Er wich den Demonstranten unter die Erde aus, um sich vom Bundespräsidenten Thomas Klestil die Kanzlerurkunde zu holen.

Das ist siebeneinhalb Jahre her, es war die Zeit von Hermann Maier I, seine Ski-Kollegen warben am Samstag für den "Sport" und also für sich. Eine so total unpolitische Inszenierung, dass Sportminister Alfred Gusenbauer und Sportstaatssekretär Reinhold Lopatka mit diversen Sporthelden posierten, um als Politiker mehr zu gelten.

Das zeitgemäße Forum der Politik ist die Messe. Der Tag des Sports verkaufte Authentizität, Volksnähe, Heimatgefühl, Gleichheit. Erfolgreiche Sportler gelten als die besten "Vertreter" des kleinen Mannes. Sie transportieren massentaugliche, konservative Illusionen, in der Politik nennt man ihre Darsteller abfällig Populisten, treiben sie Sport, werden sie als Helden gefeiert. (Johann Skocek, DER STANDARD Printausgabe 01.10.2007)