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Georg Bartsch, Vorkämpfer für das PSA-Screening.

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STANDARD: Tirol hat europaweit die höchsten Heilungsraten bei Prostatakrebs. Welches Geheimnis steckt dahinter?

Bartsch: Wir haben 1988 mit der Krankenkasse flächendeckend und kostenlos den PSA-Test eingeführt. Bis heute haben wir bereits 80 Prozent der Tiroler Bevölkerung zwischen 45 und 75 auf mögliche Karzinome gescreent. Das heißt, wir erkennen Tumoren sehr früh, können rasch intervenieren.

Das bedeutet für die Patienten, dass die Prostatakrebs-Sterberate im Tirol seit 1988 sinkt, in den vergangenen vier Jahren sogar um 50 Prozent. Und dabei bleiben 96 Prozent der Operierten kontinent, und 79,8 Prozent der Patienten unter 65 Jahren bleiben potent.

STANDARD: Warum wird das nicht überall erreicht?

Bartsch: Weil der PSA-Test oft unintelligent verwendet wird. Man kann nach dem ersten Testergebnis nicht hergehen und sagen, der Wert liegt über 4, das ist wahrscheinlich Krebs, also gleich Gewebeentnahme.

Wenn die auch positiv ist, dann schneidet man die Prostata heraus. Weil es keine öffentliche Qualitätskontrolle von Ärzten gibt, weiß der Patient nicht, wie oft der Chirurg diese Operation mit welchem Erfolg durchgeführt hat.

STANDARD: Und wie läuft das bei Ihnen?

Bartsch: Bei uns operieren nur mein Kollege Wolfgang Horninger und ich. Als die schonende Operationsmethode in den 1980ern an der Johns Hopkins University in den USA entwickelt wurde, war ich gerade zu Forschungen dort. Ich habe diese Technik nach Innsbruck gebracht.

Da Prostataentfernungen hier nur von uns beiden durchgeführt werden, erreichen wir natürlich sehr hohe Operationszahlen, haben große Erfahrung. Außerdem wird unser Prostatazentrum gerade ISO-zertifiziert, alle unsere Daten sind öffentlich. In diesem Zentrum arbeiten auch spezielle Uro-Radiologen, die maßgeblich zur richtigen Diagnose beitragen.

STANDARD: Welchen Stellenwert hat der PSA-Test?

Bartsch: Wir verlassen uns nicht auf einen PSA-Test, sondern sehen uns die Veränderung dieses Wertes an. Ein Krebsverdacht wird mit Abtasten, Sonografie, Elastografie und Doppler-Ultraschall mit Kontrastmittel abgeklärt. Erst dann empfehlen wir eine Biopsie.

STANDARD: Wie hoch ist dabei Ihre Trefferquote?

Bartsch: 46 Prozent. Das erscheint niedrig, doch anderswo liegt sie bei 30 Prozent. (fei, MEDSTANDARD, 01.10.2007)