Washington/Teheran – Im US-Magazin New Yorker ist am Montag ein Aufsehen erregender Artikel des amerikanischen Enthüllungsjournalisten Seymour Hersh erschienen. Die US-Administration habe den Generalstab im vergangenen Sommer damit beauftragt, die Strategie im Falle eines Krieges gegen den Iran zu ändern, schreibt Hersh.

Anstatt massiver Luftangriffe gegen iranische Nuklearanlagen, bereite sich das US-Militär nun auf Angriffe gegen Einrichtungen der Revolutionären Garden vor. Hersh beruft sich in seinem Artikel auf hochrangige Regierungsbeamte und Berater der Administration. Die Änderung der Kriegsstrategie hat laut Hersh, der mit der Enthüllung des US-Massakers im vietnamesischen My Lai bekannt wurde, mehrere Gründe. Der Administration Bush sei es nicht gelungen, die US-Bevölkerung von der Bedrohung durch das iranische Atomprogramm zu überzeugen. Innerhalb der Öffentlichkeit gebe es daher nicht genügend Unterstützung für einen groß angelegten Luftkrieg gegen den Iran.

Auch die Zeit dränge nicht: Die US-Geheimdienste gehen davon aus, dass der Iran frühestens in fünf Jahren in der Lage sein werde, Atomwaffen zu bauen. Und schließlich könnte Washington einen Angriff auf die iranische Garde als Verteidigungskrieg darstellen. Die USA werfen der Revolutionsarmee vor, für die Destabilisierung des Irak und damit auch für den Tod von US-Soldaten mitverantwortlich zu sein. Der US-Kongress hat erst vergangenen Woche beschlossen, die Revolutionsarmee auf die Liste der Terrorgruppen zu setzen. Am Wochenende zog dann das iranische Parlament nach.

Die Abgeordneten in Teheran erklärten die CIA und die US-Armee zu Terrorgruppen. Durch die zahlreichen Interventionen außerhalb der USA – genannt wurden Vietnam und der Irak – hätte die CIA und die US-Army die Werte der Menschheit verletzt, urteilten die Abgeordneten. Von 290 Abgeordneten unterstützten 215 den Antrag.

Larijani macht Angebot

In einem Interview mit der Financial Times hat der iranische Atomunterhändler Ali Larijani den USA Hilfe bei der Stabilisierung des Irak angeboten. Als Bedingung nannte er, dass die USA einen Zeitplan für ihren Abzug vorlegen. Die US-Regierung lehnt einen Abzugsplan mit der Begründung ab, er würde den Aufständischen in die Hände spielen. (log, szi, Reuters/DER STANDARD, Printausgabe, 2.10.2007)