Wien - Die ehemalige Gewerkschaftsbank Bawag PSK, die wegen Karibik-Spekulationen haarscharf am Abgrund vorbeigeschrammt ist, geht mit dem neuen Eigentümer Cerberus im Rücken wieder in die Offensive. Ziel sei es, bis Ende 2008 den Marktanteil bei Spareinlagen von derzeit zwölf auf 14 Prozent zu erhöhen, gab das Management bei der Präsentation des neuen Markenauftritts der Bank inklusive neuer Strategie am Montag in Wien bekannt.

14 Prozent Marktanteil würde in etwa dem Gewicht der Bank entsprechen, das diese vor Ausbruch der Krise am österreichischen Einlagenmarkt hatte.

Gelingen soll dies nach Angaben von Bawag-Chef Ewald Nowotny mit einem Ausbau der Serviceleistungen und neuen Produkten. Das Kreditportfolio hingegen wird zurzeit auf seine Rentierlichkeit hin abgeklopft, bestätigte der Bawag-Chef.

Teil der Serviceoffensive sind unter anderem längere Öffnungszeiten in einzelnen Niederlassungen. So bleiben in einem ersten Schritt die 25 Bawag-Filialen innerhalb des Wiener Gürtels ab sofort auch über Mittag geöffnet. Zusätzlich zum bereits bestehenden langen Donnerstag halten diese Filialen auch am Montag bis 17.30 Uhr offen. Nach sechs Monaten will man schauen, inwieweit die Kunden das neue Angebot angenommen haben. Das Konzept soll dann gegebenenfalls auf zusätzliche Filialen in Wien und außerhalb der Bundeshauptstadt übertragen werden.

Österreichweit bietet die Bawag ab sofort ein Erinnerungsservice an, wenn eine Zinssatzvereinbarung oder ein Sparprodukt im Auslaufen ist. Der Kunde kann dabei wählen zwischen Verständigung via Mail oder per SMS,

Mit einem neuen Produkt, einer Kombination aus Kapitalsparbuch und Investmentfonds, wollen die Bawag-Verantwortlichen speziell die vielen Sparvereine an die Bank binden. Vom gesamten Spareinlagenvolumen der Bawag von rund 14 Mrd. Euro entfallen derzeit etwa 500 Mio. Euro auf Sparvereinsgelder.

"Wir wollen die Stärken stärken", sagte Nowotny und verwies auf das Privat- und KMU-Geschäft, das schon eine Stärke der "alten" Bawag war. Auch das Geschäft mit Betriebsräten und die Abwicklung des Zahlungsverkehrs der öffentlichen Hand will man verteidigen. Was nicht zum Kerngeschäft gehört, wird abgestoßen. "Jeder Euro, der aus Verkäufen kommt, bleibt in der Bank", versicherte Nowotny. Spätestens bis zur nächsten Sitzung des Bawag-Aufsichtsrats in rund zwei Monaten sollte erkennbar sein, wie rasch es mit der geplanten Veräußerung der Bawag-Anteile an ATV, Bösendorfer und Lotterien geht. Am weitesten gediehen dürften die Verkaufsgespräche beim Fernsehsender ATV sein.

Die Kosten für den neuen Auftritt bezifferte Nowotny mit einem einstelligen Mio.-Euro-Betrag. Für PSK und Easybank wird es ebenfalls einen neuen Auftritt geben. (stro, DER STANDARD Printausgabe 02.10.2007)