Die Postliberalisierung kann eher nicht als dringende Herzensangelegenheit der österreichischen Regierung bezeichnet werden. Je mehr Probleme, desto weniger Konkurrenten für die Post AG, scheinen sich einige Minister zu freuen. Schon der bereits liberalisierte Marktsektor mit Briefen über 50 Gramm, Paketen und Zeitschriften ist durch das Briefkasten-Chaos ein Desaster: Manche Häuser haben Briefkästen mit Zugang für neue Post-Dienstleister, manche nicht. Und wer die weitere Umrüstung zahlen soll, ist nach einem Gerichtsurteil ungeklärt. Keine Frage, dass den neuen Unternehmen die Kunden wieder davonlaufen, wenn in einem Stadtteil nur 40 Prozent der Bewohner beliefert werden können. Nicht dass daran die Regierung Schuld tragen würde. Nur scheint es so, als ob ihr dieser Zustand ziemlich recht wäre - sie tut nichts.

Ab 2011 soll auch das ertragreichste Monopol fallen: Ab dann stehen auch Briefe bis 50 Gramm unter Konkurrenz. Da es ab dann keinen Unterschied mehr zwischen Post und Mitbewerbern gibt, muss auch die flächendeckende Versorgung mit Postdiensten neu geregelt werden. Lieferungen in abgelegenste Gebiete müssen selbstverständlich weiter garantiert sein, und zur Finanzierung gibt es mehrere Vorschläge. Infrastrukturminister Werner Faymann will eine einfache Regelung: Jeder Anbieter, der in Österreich tätig werden will, muss der Universaldienstverordnung nachkommen. Das heißt, er muss ein flächendeckendes Filialnetz errichten und auch in der Oststeiermark zustellen, wenn er in Bludenz einige Dienste anbieten will. Zehn Postfirmen im Bundesgebiet bedeuten dann, dass in jedem winzigen Dorf zehn Briefträger zur Verfügung stehen müssen.

Es wäre einfacher, wenn Österreich sagen würde, dass es als einziges EU-Land keine Liberalisierung der Postdienste will. (Michael Moravec, DER STANDRAD Printausgabe 02.10.2007)