Im Gegensatz zur OMV, die für den Fall einer Fusion mit positiven Synergie-Effekten in Höhe von 400 Mio. Euro rechne, erwarte die MOL-Führung negative Auswirkungen, da man wahrscheinlich einen Teil der "hocheffizienten" Raffinerien verkaufen müsste, um die Zustimmung der EU zu dem Deal zu erhalten, sagte der MOL-Sprecher am Montag laut einem Bericht der ungarischen Nachrichtenagentur MTI.
Die von österreichischer Seite wiederholt geäußerte Kritik an der Stimmrechtsbeschränkung bei der MOL, wonach kein Aktionär - unabhängig von der Höhe seiner Beteiligung - mehr als zehn Prozent der Stimmrechte haben darf, wies Ferencz zurück: Viele Unternehmen in anderen europäischen Ländern hätten ähnliche Beschränkungen der Stimmrechte. Beim österreichischen Verbund etwa liege die Obergrenze bei fünf Prozent.
Tatsächlich wird auf der Verbund-Homepage zur Begründung der "geringfügigen Abweichungen" vom Corporate Governance Kodex das Bundesverfassungsgesetz zitiert, mit dem die Eigentumsverhältnisse an den Unternehmen der österreichischen E-Wirtschaft geregelt werden: "Mit Ausnahme von Gebietskörperschaften und Unternehmungen, an denen Gebietskörperschaften mit mindestens 51 Prozent beteiligt sind, ist das Stimmrecht jedes Aktionärs in der Hauptversammlung mit fünf Prozent des Grundkapitals beschränkt."
"Einmischung in innere Angelegenheiten"
Den Bartenstein-Vorschlag für eine teilweise Rückverstaatlichung der MOL empfindet man in Budapest offenbar als Einmischung in innere Angelegenheiten. Finanzminister Janos Veres meinte dazu, auch er könnte dem österreichischen Staat empfehlen, wie er das Geld seiner Steuerzahler verwenden sollte. Nach Berechnungen von Analysten müsste die ungarische Regierung 790 Mrd. Forint (3,14 Mrd. Euro) aufwenden, um eine Sperrminorität an der MOL zu erwerben.
Wirtschaftsminister Janos Koka bezeichnete Bartensteins Vorschlag als Teil des massiven Lobbyings, das Bartenstein derzeit betreibe, um die feindlichen Übernahmepläne der OMV zu unterstützen. Bartenstein setze alle verfügbaren politischen Mittel ein, damit ein staatliches österreichisches Unternehmen ein privates ungarisches Unternehmen schlucken könne, sagte Koka.