Graz - "Wir durften nicht einmal mehr mit ihnen reden." Nur durch eine Luke hatte ein Polizeibeamter den Reiseproviant und die Abschiedsbriefe entgegen genommen, die die kleine Peggauer Abordnung, die nach Wien in die Polizeianhalteanstalt Rossauer Lände gepilgert kam, der Familie aus dem Kosovo übergeben wollte. "Es war ein Wahnsinn, diese Ohnmacht. Ich bin frustriert und enttäuscht", sagt der Peggauer Bürgermeister Werner Rois am Dienstag, noch sichtlich geschockt von den Vorkommnissen der letzten Tage.

Im steirischen Peggau hätte die achtköpfige Familie eine neue Heimat gefunden, sagt Rois. In Prishtina, wohin Prenke und Lajde Milici am Dienstag mit ihren sechs Kindern abgeschoben wurden, stünden sie jetzt ­"vor dem Nichts".

Keine Antwort

Warum, fragt der Ortschef mehrmals, habe das Innenministerium "nichts wenigsten einmal einen Kontakt zu uns gesucht, und uns gefragt, wie es um die Familie steht?" Rois: "Nichts, man hat uns einfach ignoriert und am grünen Tisch entschieden. Der Innenminister hat auf alle unsere Bitten und Anfragen nicht einmal geantwortet."

Er habe nun die Grenzen seines "Bürgermeisterdaseins" spüren müssen. Rois: "Dass wir als Gemeinde nicht einmal ein Anhörungsrecht haben - da gehört das Asylgesetz wirklich geändert." Er müsse jetzt immer wieder an die Kinder denken, die zwei Jahre hier in die Schule gegangen seien, viele neue Freunde gefunden hätten und jetzt herausgerissen worden seien. "Das alles trifft mich sehr persönlich", sagt Rois.

Auch Voves wartet

Machtlos war nicht nur der Bürgermeister von Peggau. Auch Landeshauptmann Franz Voves (SP) wartet bis heute auf eine Antwort des Innenministers. Voves will noch einmal einen bundespolitischen Vorstoß machen, um genau diese Grenzfälle in die Kompetenz der Landeshauptleute zu legen. Damit vor Ort in Kenntnis der lokalen Umstände humaner entschieden werden könne. (Walter Müller, DER STANDARD Printausgabe, 3.10.2007)