Wien – Beherrscht ein Ordinationsmitglied die Gebärdensprache, gibt es einen stufenlosen Zugang zur Ordination, eine ausreichend breite Eingangstür, eine rollstuhlgerechte Umkleidekabine, wird ein Dolmetscher akzeptiert? - Für den durchschnittlichen Patienten stellen sich diese Fragen nicht, für bewegungseingeschränkte Menschen und Menschen mit nicht-deutscher Muttersprache sind sie umso wichtiger. Eine neue Internet-Suchmaschine soll nun schon vor dem Arztbesuch Auskunft über den barrierefreien Zugang geben. Denn unüberwindbare Barrieren wie Stiegen oder Verständigungsschwierigkeiten können den sowieso unerfreulichen Arztbesuch noch erschweren.

Den besten Arzt finden

Das Barrierefreiheitsregister hilft betroffenen Patienten, den besten Arzt in ihrer Umgebung zu finden. Österreichweit sind bereits 4.000 Mediziner erfasst. Die Internetplattform gibt zum Beispiel darüber Auskunft, ob es einen Lift für Rollstuhlfahrer gibt, ein Blindenhund mit in die Praxis genommen werden darf oder ein Mitglied aus der Ordination die Gebärdensprache oder eine Fremdsprache beherrschen, so Esther Thaler, Geschäftsführerin der Österreichischen Gesellschaft für Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement in der Medizin (ÖQMed). "Die Internetplattform macht es den Menschen jetzt möglich, tatsächlich den Arzt aufzusuchen, den sie wollen und nicht an Barrieren zu scheitern", sagt ÖÄK-Präsident Walter Dorner.

Verordnung von 2006 erfüllen

Erstellt wurde die Website vom ÖQMed zusammen mit Behindertenorganisationen wie dem Wiener Verein BIZEPS. Gefördert wird die Initiative von der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) und dem Sozialministerium. Der Arzt selbst trägt über das Portal seine Daten ein, kontrolliert werden die Angaben in Zusammenarbeit mit Behindertenorganisationen, aber auch von der Ärztekammer. Überprüfte Einträge mit den richtigen Anforderungen werden mit einem goldenen Stern gekennzeichnet.

Zwölf Prozent barrierefrei

Das Barrierefreiheitsregister ist Teil der Qualitätssicherungs-Verordnung des Gesundheitsministeriums aus dem Jahr 2006. Unter anderem müssen in Wien bis Ende 2008 zwölf Prozent der Ordinationen barrierefrei gestaltet werden. Die Überprüfung der rund 17.500 Arztpraxen in Österreich, die ebenfalls mit Ende nächsten Jahres abgeschlossen sein muss, verlaufe ebenfalls gut, ergänzt Otto Pjeta, der zuständige Präsidialreferent in der Ärztekammer. (red/APA)