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Moldawische Jugendliche haben einen schwierigen Weg vor sich. Armut in der Heimat lässt viele Junge über das Auswandern nachdenken. Es gibt aber engagierte Gruppen, die ihren Mitbürgern im Alltag helfen.

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Wien/Kischinau - Gibt es in einem Land, das als das ärmste Land Europas bezeichnet wird und in dem man täglich - mit Kalaschnikows bewaffneten- Polizisten begegnet, die Möglichkeit aus dem Alltag auszubrechen, um genauso leben zu können wie andere Jugendliche Europas?

"Europäer sehen uns Moldawier als strenge Kommunisten, obwohl wir viel von der europäischen Kultur übernommen haben. Ja, als Volk sind wir patriotisch, aber es gibt eine Menge Jugendlicher, die das Leben außerhalb Moldawiens kennen lernen wollen. So wie ich - ich will viele Perspektiven kennen lernen, um sie danach meiner Gesellschaft vorstellen zu können." Der in Kischinau lebende Valentin Croitoru (18) ist überzeugt, dass sein Land sich in ein paar Jahren auf einer internationalen Ebene öffnen und somit den Jugendlichen bessere Perspektiven bieten wird. Momentan gehören Kriminalität, niedrige Löhne - das Durchschnittseinkommen liegt bei 50 Euro - und Alkohol- sowie Drogenmissbrauch zu den Hauptproblemen.

Jugend will weg

Kein Wunder, dass bei einer Umfrage des Moldovan State Migration Department herauskam, dass 62 Prozent der Jugendlichen Moldawien für einen besseren Job verlassen würden.

Selbst Valentin, der nächstes Jahr seinen Abschluss macht, träumt davon, in Wien ein Studium der Rechtswissenschaften angehen zu können. Doch hat er es als Sohn von Beamten, im Gegensatz zu anderen Jugendlichen Moldawiens leichter, denn er hat "die nötigen Bekanntschaften sowie das Basiswissen von seinen Eltern mitbekommen". Nichtsdestotrotz arbeitet er schon seit seinem 14. Lebensjahr, debattiert im moldawischen Jugendparlament über politische Themen, repräsentiert seine Schule bei einer Schülerverbindung und hielt an vielen Konferenzen, etwa beim International Youth Festival of Friendship, Reden.

Doch wie sieht der Alltag eines durchschnittlichen moldawischen Jugendlichen aus?

Moldawien darf man sich, laut Stefan Schweinschwaller (26), als ein baufälliges Agrarland vorstellen, das durch den Kommunismus unselbstständig geworden ist.

Der 26-Jährige Russisch- und Geschichtsstudent hat als Volontär - beim von Pater Georg Sporschill geleiteten Projekt "Concordia" - bereits einen Monat dort verbracht und in dieser Zeit rund 250 Straßen- und Waisenkindern geholfen.

"Das Schlimmste war zu sehen, dass Menschen in der Ukraine oder Moldawien kaum Freiheiten haben. In Österreich ist es üblich, etwas aus reinem Interesse zu studieren. Dort hingegen kann man trotz beispielsweise musischem oder kreativem Talent nicht dies studieren, sondern studiert Mechanik, weil man nur damit über die Runden kommt."

Aufgrund der Massenauswanderungen, bedingt durch den vor allem heuer trockenen Sommer und die niedrigen Löhne, durfte er vielen Kindern helfen. Er konnte an einem Projekt moldawischer Jugendlicher teilnehmen, das das Ziel einer Eröffnung einer Suppenküche verfolgte.

Die Idee des Projekts - das Sporschill als "Politik der Herzen" bezeichnet - entstand, als ein Junge eine ältere Mitbürgerin besuchte, die sich mit ihrem Gehalt am Existenzminimum bewegte und hungern musste. So brachte er ihr täglich Essen - und er blieb nicht allein. Jugendliche stießen zu ihm und brachten Hungernden regelmäßig Nahrung.

Jetzt spart die Gruppe für Fahrräder, um den Transport zu vereinfachen. Was Schweinschwaller am meisten in Erinnerung behalten wird? "Das Vertrauen, das die Kinder in einen setzen. Die Kleinsten, haben mich nach einigen Wochen schon 'Papa' genannt. Und egal, wie arm dieses Land sein mag, die Gastfreundschaft ist enorm." (Isabel Syrek/DER STANDARD Printausgabe, 2. Oktober 2007)

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