Analog, digital, infrarot: auf diese drei Arten lässt sich die menschliche Körper-Temperatur messen --> zur Ansichtssache

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Wie lange ist Fieber harmlos und ab wann wird es lebensbedrohlich? - Klar ist, Fieber ist eine normale Abwehrreaktion. Der temporäre Anstieg der Körpertemperatur macht aus der Sicht des Experten Christoph Wenisch, Vorstand der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin im SMZ Süd in Wien aus mehreren Gründen Sinn.

Fieber ist Gift für Viren und Bakterien

Einerseits zwingt das Symptom Fieber – solange es nicht gesenkt wird - den Betroffenen sich zu schonen. "Das ist gut, auch aus hygienischen Gründen, denn wer fiebergesenkt arbeiten geht, wird zur Keimschleuder für alle anderen", erklärt Wenisch die Tragweite des scheinbar harmlosen Symptoms. Davon profitieren Freunde und Kollegen, ganz besonders aber der Erkrankte selbst.

"Fieber ist Gift für Viren und Bakterien", betont er und letztendlich erklärt sich damit die Bedeutung des Fiebers als wichtiger Teil der menschlichen Abwehr ganz wie von selbst.

Kontraproduktive Fiebersenkung

Leider kann aber nicht jeder mit diesem Wissen etwas anfangen. "Kranksein ist nicht mehr gesellschaftsfähig", das ist laut Wenisch der Hauptgrund, warum Fieber heute ganz einfach nicht mehr toleriert wird.

Mit Hilfe von fiebersenkenden Medikamenten, die ganz nebenbei auch noch Schmerzen lindern und die Entzündung hemmen, versucht man das unerwünschte Symptom wieder loszuwerden. "Ist die Temperaturerhöhung Begleiterscheinung eines banalen Infektes, dann dauert dieser nun umso länger", betont der Experte wie kontraproduktiv sich diese Fiebersenkung dabei auch auswirken kann.

Senken oder nicht senken?

Um uneingeschränkt fiebern zu dürfen, sind zwei Dinge Vorraussetzung: Gesundheit und das entsprechende Alter. "Für Menschen, die an einer Grunderkrankung leiden, kann eine Fiebersenkung nur von Vorteil sein", erklärt Wenisch. Leidet ein Mensch zum Beispiel an einer Raucherbronchitis, kann Fieber bereits eine bedrohliche Atemnot auslösen.

Alter oder Fieberkrampfneigung

Die Tatsache, dass alte Menschen besonders häufig an Grunderkrankungen, wie Herzschwäche, Diabetes, oder chronischen Lungenerkrankungen leiden, zeigt, warum das Alter in der Frage Fieber senken oder nicht, ein wichtiger Punkt ist. Sind Kinder mit Fieberkrampfneigung betroffen, so empfiehlt der Experte ebenfalls die medikamentöse Senkung des Fiebers.

Der Ursache auf den Grund gehen

Nur in Ausnahmefällen wird das Symptom Fieber auch für sich allein behandelt. "Fieber ist immer die Antwort auf einen entzündlichen Reiz", betont der Mediziner und unterstreicht, dass es darum gehe der Ursache dafür auf den Grund zu gehen. Das ist wichtig, denn ohne Wissen um die Ursache ist eine adäquate Behandlung nicht möglich.

Auslöser

Die häufigsten Auslöser für Fieber sind Infektionen wie Harnwegsinfekte oder Lungenentzündungen. Möglich sind aber auch Autoimmunerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen oder psychische Störungen. In zehn Prozent der Fälle ist die Ursache nicht eruierbar.

Unklares Fieber

Von Durack und Street wurde dieses unklare Krankheitssymptom 1991 (Durack-DT.Curr Clin Top Infect Dis. 1991; 11:35) erstmalig als Fieber unklarer Genese (FUG) beschrieben. Wenisch hält diese 10 Prozent jedoch für übertrieben und macht das enge Korsett von Wunderlich (siehe Wissen) für diese hohe Zahl verantwortlich.

Fieber bei Krebs

Als endgültige Diagnose akzeptiert der Wiener Infektiologe Fieber unklarer Genese nur ungern, denn hinter unklarem Fieber kann manchmal auch eine bösartige Tumoererkrankung stecken. Normalerweise versucht der menschliche Organismus Krebszellen im Rahmen einer entzündlichen Reaktion wieder loszuwerden. Begleitet wird dieser Versuch oft von Fieber. Gelingt es dem Organismus nicht, etabliert sich der Krebs.

Künstliches Fieber

Im Bereich der Onkologie wird Fieber auch künstlich hergestellt eingesetzt. Wenisch selbst hält die Fiebertherapie für spannend: "Evidenzbasiert ist sie aber nicht und daher zur Zeit nach wie vor als experimentell zu betrachten". (phr, derStandard.at, 3.10.2007)