Wien - Das Institut für Höhere Studien (IHS) hat das deutsche Familiensplitting fiktiv auf Österreich übertragen. Diesen Berechnungen zufolge würde der finanzielle Anreiz, von einer Nullbeschäftigung in ein Teilzeitbeschäftigungsverhältnis zu wechseln, ebenso sinken wie jener, eine Teilzeit- in eine Vollzeitbeschäftigung umzuwandeln.

Studienautor Helmut Hofer umreißt im Gespräch mit dem Standard das Problem: "Die Beschäftigungsanreize für den Zweitverdiener werden durch das Familiensplitting reduziert." Mittels Mikrosimulation hat man die Auswirkungen dieser verringerten Finanzanreize auf die Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt berechnet.

Das Ergebnis: Gäbe es in Österreich keine individuelle Besteuerung mehr, würde die Erwerbstätigkeit der Mütter um rund 2,4 Prozentpunkte zurückgehen. Und umgekehrt: Würden die Deutschen auf das österreichische Steuersystem umstellen, würden 6,15 Prozent mehr als bisher wieder einer bezahlten Arbeit nachgehen. Will man also die Frauenerwerbsquote erhöhen, erweise sich das Familiensplitting als "kontraproduktiv", sagt Hofer.

Matznetter rechnet

Auch die SPÖ hat gerechnet. Genauer gesagt Finanzstaatssekretär Christoph Matznetter. Seine Ergebnisse: Ein Paar mit einem Durchschnittsjahreseinkommen von zusammen 46.822 Euro und einem Kind würde demzufolge 710 Euro pro Jahr verlieren. Würde hingegen nur der Vater arbeiten, ergäbe sich ein Gewinn von 1140 Euro. Noch drastischer liest sich Matznetter-Beispiel Nummer 4: Ausgehend von einer Alleinerzieherin mit zwei Kindern, die mit ihrer Teilzeitbeschäftigung rund 13.137 Euro verdient, errechnet er ein Minus von 4.517 Euro. Matznetter geht dabei von einem Wegfall der Familienbeihilfe sowie der Kinderabsetzbeträge aus, die im Fall eines Familiensplittings aus seiner Sicht jedenfalls nicht mehr finanzierbar sind. (Karin Moser/DER STANDARD, Printausgabe 03.10.2007)