Wladimir Wladimirowitsch, ich beauftrage Sie mit der Bildung der neuen Regierung der Russischen Föderation." - "Wladimir Wladimirowitsch, ich nehme den Auftrag im Interesse des Vaterlandes an."

Wenn die Partei "Einiges Russland" die Parlamentswahlen am 8. Dezember gewinnt - woran nicht der geringste Zweifel bestehen kann -, dann wird der russische Präsident Wladimir Putin nicht umhin können, deren Spitzenkandidaten als Regierungschef zu designieren. Die Sache ist zwar insofern etwas ungewöhnlich, als es sich bei den zwei Herren um ein und dieselbe Person handelt. Aber angesichts ihrer bisher bewiesenen Kreativität im Polit-Design wird den Strategen im Kreml sicher etwas einfallen, um die Situation angemessen zu meistern.

Wie schön hat es doch Mütterchen Russland im Vergleich zur chaotischen Ukraine (die ihre gerechte Strafe für den Abfall von der alten Heimat erhält): Egal, ob ein neues Parlament oder ein neuer Präsident gewählt wird - an den Machtverhältnissen ändert sich nichts. Als lupenreiner Demokrat tritt Putin nach zwei Amtsperioden als Präsident ab und hält sich damit an die Verfassung. Dass es diese Verfassung einem amtierenden Staatsoberhaupt erlaubt, Spitzenkandidat einer wahlwerbenden Partei zu sein, und damit den demokratischen Gedanken der Gewaltenteilung pervertiert - wen kümmert das, wo es doch um höhere Werte wie Stabilität und Einheit geht?

So wird es denn auch den künftigen russischen Premierminister Wladimir Putin wenig kümmern, wer unter ihm im Kreml residiert. Bis zu den Präsidentenwahlen im März ohnehin er selbst, wenn man das eingangs geschilderte Szenario zumindest symbolisch als Wirklichkeitsbeschreibung nimmt. Und für die Zeit danach ist ja seit Kurzem der neue Regierungschef Viktor Subkow, ein braver Finanzexperte und Vertrauter Putins, in Stellung gebracht. Russland kann ruhig schlafen. (DER STANDARD, Printausgabe, 3.10.2007)