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Barbara Herzog-Punzenberger ist Migrationsforscherin am Europäischen Institut für Integrationsforschung in Wien. Im Gespräch mit Denis Dilba erklärt die Wissenschafterin die Besonderheiten ihres Fachgebietes.

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STANDARD: Womit beschäftigen sich Mirgrationsforscher?

Herzog-Punzenberger: Einerseits beschäftigt sich die Migrationsforschung mit Wanderungen von Menschen, insbesondere wenn die Personen ihren Lebensmittelpunkt dauerhaft verlegen. Das kann innerstaatlich sein, dann nennen wir den Vorgang Binnenmigration. Oder zwischenstaatlich über Ländergrenzen hinweg. Das ist das, was wir als "Flow" bezeichnen. Dann gibt es noch den so genannten "stock". Damit meinen wir die Menschen, die schon gewandert sind und nun in einem anderen Land leben.

STANDARD: Wie schätzt die Forschung die Situation der Migranten in Österreich ein?

Herzog-Punzenberger: Wir hatten bei der letzten Volkszählung im Jahr 2005 einen Anteil von rund 14 Prozent nicht in Österreich geborener Bürger. Insgesamt ist das eine sehr heterogene Gruppe, bei der von Hilfsarbeitern bis hin zu Einwanderern, die eine höhere Ausbildung haben als der Durchschnitt in Österreich, fast alle Bildungsstufen vertreten sind. Besonders für Österreich und auch die Schweiz ist der vergleichsweise hohe Anteil der so genannten Pendelmigranten. Bedingt durch bestimmte Arbeitserlaubnisregelungen wandert diese Personengruppe saisonal regelmäßig nach Österreich und wieder zurück zu ihrem zweiten Lebensmittelpunkt. Das kann so über Jahrzehnte gehen. Auch das ist ein Aspekt von Migrationsforschung.

STANDARD: Wie werden die Migranten erfasst?

Herzog-Punzenberger: Das war lange Zeit ein Problem. Die staatliche Erfassung der Bürgerdaten war bisher nicht auf die Migrationsforschung ausgelegt. Bei der Volkszählung 2001 wurden die Menschen erstmals gefragt, wo sie geboren sind und nicht nur, welche Staatsbürgerschaft sie haben. Das war schon ein Fortschritt. So konnten wir untersuchen, was aus den Eingebürgerten Migranten geworden ist. So wurde klar, dass Einwanderer zunehmend auch Eingebürgerte sind und eben nicht nur aus der Gruppe ohne österreichischen Pass bestehen.

STANDARD: Ihre Zukunftsprognose?

Herzog-Punzenberger: Migration ist ein Phänomen, das künftig noch zunimmt. Man kann nur versuchen, die Zuwanderung zu steuern - verhindern kann man sie nicht. Wir müssen das Thema auf einer rationelleren Ebene angehen als bisher. Es lohnt sich auch mal bei den Ländern zu schauen, die schon ein längere Erfahrung mit Einwanderern haben und zu fragen: Was haben die richtig gemacht? (DER STANDARD Printausgabe, 3.10.2007)