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Elfriede von Dassanowsky wurde 83 Jahre alt. Die österreichische Filmpionierin starb am Dienstag in Los Angeles.

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Wien - Erst kürzlich hatte Heather Mills bekanntgegeben, der Filmproduzentin Elfriede von Dassanowsky, der im August auf Hawaii nach einem Blutgerinnsel das linke Bein amputiert werden musste, in der schweren Zeit der Rehabilitation zur Seite zu stehen. Dassanowsky hatte zuvor noch versichert, dass sie ihre Arbeit im Filmgeschäft und für die UNESCO fortführen wolle. Ihre Genesung wurde jedoch in den letzten zwei Wochen durch eine schwere Darminfektion beeinträchtigt, von der sie sich nicht mehr erholte. Am Dienstag ist Elfriede von Dassanowsky in ihrer Wahlheimat USA verstorben.

"Living Legacy Award"

Sowohl in ihrem Geburtsland Österreich als auch in ihrer Wahlheimat wurde die im Alter von 83 Jahren verstorbene Sängerin und Produzentin vielfach gewürdigt. So erhielt sie als erste Österreicherin den "Living Legacy Award" des amerikanischen Women's International Center (WIC). Der Award wird an Frauen vergeben, die auf ihrem Gebiet Außergewöhnliches geleistet und zu mehr Menschlichkeit beigetragen haben. Bisher wurden mit dem Preis unter anderem Jacqueline Kennedy Onassis und Hillary Clinton ausgezeichnet.

Außergewöhnlich war Dassanowskys Weg von Beginn an: Die am 2. Februar 1924 in Wien geborene Filmpionieren war im Alter von 15 Jahren die jüngste Frau gewesen, die in die Wiener Hochschule für Musik und darstellende Kunst als Protegé des Konzertpianisten Emil von Sauer, einem Schüler des Komponisten Franz Liszt, zugelassen wurde. Noch als Studentin wurde sie vom Regisseur Karl Hartl auserwählt, seinem aufstrebenden Star Curd Jürgens Klavierunterricht zu erteilen.

Opernintermezzo

Ihre Studien und ihre Karriere als angehende Künstlerin wurden jedoch durch Arbeitsdienst abrupt unterbrochen, als sie sich gegen die Mitgliedschaft in NS-Organisationen aussprach. Als ihr die UFA Studios in Berlin 1944 einen Starfilmvertrag anboten, lehnte sie ab. Stattdessen gab sie 1946 ihr Operndebüt als Susanna in Mozarts "Hochzeit des Figaro" am Stadttheater St. Pölten. Sie wollte sich allerdings nicht an ein bestimmtes Opernhaus binden, sondern vor allem beim Wiederaufbau österreichischer Kultureinrichtungen mithelfen. Bekannt wurde sie u.a. mit ihrer Darstellung der Agathe in "Der Freischütz", des Prinzen Orlofsky in "Die Fledermaus" und der Adelaide in "Der Vogelhändler".

Im Alter von nur 22 Jahren war Dassanowsky eine der jüngsten Mitbegründerinnen eines Filmstudios, der Belvedere Film Wien. Gemeinsam mit ihren älteren Teilhabern, den Stummfilmpionieren August Diglas und Emmerich Hanus, war sie Mitproduzentin von Filmen wie Österreichs erster ländlicher Nachkriegskomödie "Die Glücksmühle" (1946) und dem historischen Drama "Dr. Rosin" (1949), sowie der All-Star-Musicalsatire "Märchen vom Glück" (1949). Das Studio war bei der Wiederbelebung des unabhängigen österreichischen Nachkriegsfilms wichtig und gab Stars wie Gunther Philipp und Nadja Tiller ihre ersten Filmrollen.

1951 ging Dassanowsky schließlich als Casting-Direktorin zu "Phoebus International Film" nach Hamburg. Nach ihrer Heirat im Jahr 1955 ließ sich Dassanowsky in den USA nieder. Hollywood-Starregisseur Otto Preminger nahm ihr allerdings jede Hoffnung auf eine Karriere als US-Filmproduzentin. "Als Frau und Ausländerin hatte ich keine Chance", erinnerte sich Dassanowsky später in Interviews.

Belvedere Film 1999 wiederbelebt

Bis zu ihrem Tod war Dassanowsky Mitglied in vielen Organisationen wie dem Women's International Center und der Austrian American Film Association. 1999 rief sie Belvedere Film als eine in Los Angeles ansässige Filmproduktionsfirma mit ihrem Sohn Robert wieder ins Leben.

Dassanowsky wurde sowohl von den Städten Los Angeles (Ehrenurkunde) und Wien (Ehrenmedaille der Stadt Wien, 1996 und Goldenes Verdienstzeichen der Stadt Wien, 2002) geehrt, als auch vom Bundesstaat Kalifornien, der den 2. Februar 1996 zum "Elfi von Dassanowsky Tag" ernannte. Sie ist Empfängerin des Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich (1991), der Ehrenmedaille des Österreichischen Filmarchivs (1998) und wurde mit dem Titel "Professor" durch die österreichische Bundesregierung geehrt. Ferner wurde sie mit der UNESCO Mozart Medaille (1997) für ihre Förderung des Weltfriedens durch Kunst ausgezeichnet und zum Chevalier des französischen Ordre des Arts et des Lettres (2001) ernannt. Zuletzt trat sie als Produzentin des Kurzfilms "Semmelweis" (2001), der Spionagekomödie "Wilson Chance" (2005) und des für 2008 geplanten Films "Mars im Widder" in Erscheinung. (APA)