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Während der Euro wird Konsument auch am Sonntag die Geschäfte stürmen können.

Foto:Reuters/Ebenbichler
Wien - Jetzt ist es fix: Geschäfte dürfen im Zuge der Fußball-Europameisterschaft sonntags offenhalten. Die Sozialpartner verhandelten mehrere Monate lang über die Rahmenbedingungen, seit Mittwoch liegt ein bundesweiter Kollektivvertrag auf dem Tisch. "Das Klima war gut, beide Seiten sind einander entgegengekommen", resümierte Otmar Körner von der Arbeitgeberseite. Die Gewerkschaft habe Meilensteine in der Sozialpolitik durchgesetzt, sagte Karl Proyer, Chefverhandler auf Arbeitnehmerseite im STANDARD-Gespräch.

Verankert ist nun, dass Mitarbeiter, die während der EM im Juni 2008 sonntags arbeiten, doppelte Bezahlung erhalten. Keiner darf dazu gezwungen werden. Die freiwilligen Einsätze sind auf jeden zweiten Sonntag begrenzt. Der Arbeitgeber muss für eine Heimfahrtsmöglichkeit seiner Mitarbeiter sorgen. Und die anlassbezogenen Zusatzkosten für die Kinderbetreuung gehören abgegolten - eine bisher unerfüllte Forderung der GPA.

Nur für Angestellte

Sonntags arbeiten dürfen zudem nur Angestellte. Proyer will damit die Grauzone der Nicht- oder nur kurzfristig Angestellten unterbinden. "Wer nicht ordentlich anstellt, lebt mit hohem Rechtsrisiko, und er muss mit teuren Nachzahlungen rechnen." Seine Leute würden das punktgenau beobachten. "Da fährt die Eisenbahn drüber."

Jetzt sind die Landeshauptleute mit Verordnungen am Ball. Wien will jedenfalls mitziehen. Die Einigung sei ein schönes Angebot, an dem man sich orientieren sollte, sagte Kammerpräsidentin Brigitte Jank. Kärnten will Offenhalten Montag bis Sonntag bis 22 Uhr ermöglichen. Eine Entscheidung soll bis spätestens Dezember fallen. Auch Tirol und Salzburg wollen die Sache umsetzen. Oberösterreich beispielsweise, wo im Gegensatz zu den genannten Bundesländern keine EM-Spielstätte steht, sieht keine Notwendigkeit (siehe dazu Artikel Freude in Wien, grundsätzliches Ja aus Kärnten).

Entscheidend ist ein besonderer regionaler Bedarf. Flächendeckende Ladenöffnung werde es nicht geben, präzisierte die Gewerkschaft. Proyer: "Wir wollen nicht, dass Einkaufscenter die Tage nützen, um Kaufkraft aus den Innenstädten abzuziehen." Die Regelung sei auch kein Probegalopp für generelle Sonntagsöffnung - das wurde von allen Seiten schriftlich verankert.

Keine großen Erwartungen

Große Umsatzerwartungen für die vier Sonntage hat der Handel ohnehin nicht. Erfahrungen aus Deutschland hätten gezeigt, dass die Kosten die zusätzlichen Umsätze vielfach übersteigen, sagt der Handelsverband. Die Lebensmittelketten wollen aufsperren, Möbelhäuser nicht, auch die Textilhändler halten sich zurück.

An harscher Kritik fehlt es nicht: Bier, Essen und Fanartikel seien kein Grund, um sonntags aufzusperren, lässt die Erzdiözese Wien ausrichten. (vk, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.10.2007)