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Wien – Top-Verdiener unter den Chefs der börsenotierten österreichischen Aktiengesellschaften saßen im sechsköpfigen Vorstand der Wiener Städtischen Versicherung unter dem Vorsitz von Günter Geyer: Die Bezüge des Gremiums der führenden österreichischen Versicherung beliefen sich im Vorjahr auf knapp 14,6 Millionen Euro – um 9,5 Millionen mehr als eine Periode zuvor. Das riesige Plus entspreche einer Bonuszahlung für die vergangenen fünf Jahre, schreibt der Interessensverband für Anleger (IVA) in einer Aussendung am Mittwoch. Auf den Plätzen folgen: der Vorstand der Erste Bank, bisher Spitzenreiter, weiters OMV, Andritz und Raiffeisen International.

Der IVA gießt jährlich die Vorstandsbezüge – Gehälter und Prämienzahlungen – der heimischen börsenotierten AGs in ein Ranking. Wie viel jedes einzelne Vorstandsmitglied verdient, müssen die Unternehmen laut geltendem Recht in Österreich nicht öffentlich ausweisen.

Im Schnitt kassierten die Vorstände der 74 durchleuchteten Aktiengesellschaften – von A-Tec bis Zumtobel – um 5,5 Prozent mehr. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit wurde gleichzeitig im Durchschnitt um 55 Prozent gesteigert. "Die Prämien für diese günstige Entwicklung werden sich erst in den Vorstandsbezügen für 2007 auswirken", so der IVA.

"Mit Augenmaß"

Im Durchschnitt verdient die Führungsriege eines heimischen börsenotierten Unternehmens – meist zwischen drei und sechs Personen stark – insgesamt 2,37 Mio. Euro. "In Österreich geht man trotzdem einigermaßen mit Augenmaß vor", befindet Anlegerschützer Wilhelm Rasinger, Geschäftsführer des IVA. Im Vergleich zu deutschen Top-Managern hätten österreichische Führungskräfte bei den Gehaltssteigerungen 2006 nur moderat zugelangt. Die Vorstandsbezüge der Unternehmen, die im Deutschen Aktienindex (Dax) gelistet sind, sind um mehr als sieben Prozent angewachsen.

Den teuersten Aufsichtsrat leistete sich die Erste Bank mit 517.000 Euro, gefolgt von Voestalpine (500.000 Euro), Uniqa (449.000 Euro), OMV (418.000 Euro) und Zumtobel (315.000 Euro). Im Durchschnitt der untersuchten Unternehmen beträgt der Aufwand 129.000 Euro (plus zwölf Prozent).

KV-Verhandler feilschen um Zehntelprozentpunkte

Zeitgleich zur heute, Donnerstag fortgesetzten Herbstlohnrunde der Metaller veröffentlichte auch die Arbeiterkammer eine Analyse der Gewinne von 77 steirischen Unternehmen. Diese seien 2002 bis 2006 im Mittelwert von 518.000 auf 1,574 Mio. Euro angewachsen (plus 203,9 Prozent). Gleichzeitig stiegen die Brutto-Medianmonatseinkommen von 1871 auf 2031 Euro. Das Plus von 8,6 Prozent werde von einer 7,4-prozentigen Inflation relativiert.

Während die Kollektivvertragsverhandler um Zehntelprozentpunkte bei "normalen" Löhnen und Gehältern verhandeln, scheffeln die Spitzenmanager dank der hohen Gewinne ihrer Unternehmen derzeit Millionen an Prämien. (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.10.2007)