Wien - Der Aktienrückkauf bei der Telekom Austria wird nach der Übernahme der weißrussischen MDC nicht vor Ende 2008 weitergehen. Bis dahin sollte die Nettoverschuldung wieder auf das 2-Fache des operativen Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zurückgehen, wenn nicht noch zusätzliche Akquisitionen dazu kämen, erklärte Finanzvorstand Hans Tschuden am Mittwoch in einer Pressekonferenz.

Eine Kapitalerhöhung ist aber umgekehrt auch kein Thema, versicherte Tschuden. Geprüft würden stattdessen verschiedene Szenarien - von einer mögliche Anleihe bis hin zu neuen langfristigen Kreditlinien. Man werde nach den Turbulenzen an den Kreditmärkten aber abwarten und ein günstiges Fenster nützen.

Wie viel die Telekom tatsächlich an den bisherigen MDC-Eigentümer Ead Samawi zahlen wird, steht noch nicht fest. Die 70 Prozent, die Samawi an die Telekom Austria verkauft, sind mit 730 Mio. Euro bewertet worden. Davon abziehen müsse man noch die eher geringe Verschuldung des Unternehmens, dazu kommt noch der Cash-Bestand. Die genauen Zahlen würden noch ermittelt, so Tschuden. Das politische Risiko in Weißrussland ist laut Telekom-Chef Boris Nemsic bei der Bewertung berücksichtigt worden.

Samawi hält danach vorerst noch 15 Prozent an MDC. Die restlichen 15 Prozent gehören dem österreichischen Geschäftsmann Martin Schlaff, bestätigte Nemsic am Mittwoch. Schlaff wird im ersten Schritt vorerst keine Anteile an die Telekom abgeben und erst 2010 zum Zug kommen. Damit habe man sich die weitere Unterstützung der künftigen Co-Gesellschafter in den Beziehungen zur weißrussischen Regierung gesichert.

Der Kaufoption der Telekom für die verbleibenden Schlaff- und Samawi-Anteile für 320 Mio. Euro 2010 liege eine ambitionierte Gewinnplanung zugrunde, betonte Tschuden. Sollte MDC die Vorgaben dennoch übertreffen, steige der Kaufpreis an. Die Gesamtzahlungen könnten sich damit theoretisch auch noch über das 6,5-Fache EBITDA der MDC 2010 bewegen, präzisierte der Telekom-Finanzvorstand. Auf diese Weise seien die Co-Gesellschafter jedoch motiviert, den weiteren erfolgreichen Fortgang des Unternehmens mitzutragen, so Tschuden.

In den Netzaufbau hat MDC laut Telekom Austria schon viel investiert. Die Netzabdeckung liege bereits bei 95 Prozent der weißrussischen Bevölkerung. Über die weiteren Ausgaben bei MDC hielt sich Nemsic bedeckt. Nur so viel: "Wenn wir viele Kunden haben, werden wir gerne weiter investieren."

Mit der gesamten Mobilkom-Gruppe will Nemsic in absehbarer Zeit die 14 Millionen-Kunden-Grenze durchbrechen. Zuletzt kam der Konzern mit allen Auslandstöchtern auf 10,8 Millionen Kunden. Jetzt kommen mit Weißrussland noch einmal über 2,7 Millionen dazu. Expansionspläne in Bosnien hält die Telekom Austria aufrecht. Fortschritte hatte sie zuletzt im vierten Quartal erhofft. Neues gibt es aber noch nicht, so Nemsic. Auch zu einer möglichen Ausdehnung des regionalen Fokus des Konzerns nach dem Weißrussland-Einstieg - etwa auf Kasachstan oder andere GUS-Staaten - wollte er keinen Kommentar abgeben. "Es gibt keine konkreten Pläne", erklärte der Telekom-Chef. (APA)