Die ganze Geschichte des Franz Fuchs kann nicht erzählt werden, dieses Umstands ist sich auch Filmemacherin Scharang bewusst
Redaktion
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Die entscheidende Frage wurde am "Runden Tisch" zwar nicht gestellt, aber spürbar lag sie dennoch über dem Abend: Was war das für eine Zeit, in der ein gesellschaftliches Klima Franz Fuchs es nicht nur erlaubte, seine Schreckenstaten zu verrichten, sondern das seinen Opfern zusätzlichen Schaden zufügte?
Spekulationen darüber, ob Fuchs nun Einzeltäter oder doch Teil eines abstrusen rechtsradikalen Netzwerks gewesen sei, waren jedenfalls dienstagabend in Elisabeth Scharangs Franz Fuchs - Ein Patriot zu Recht ebenso wenig von Interesse wie in der anschließenden Dokumentation der Filmemacherin. Um diese Frage und die Entmystifizierung von Fuchs kümmerte sich dafür die den Themenabend beschließende Diskussionsrunde umso ausführlicher, in der Helmut Zilk Karl Markovics gerne einen "ORF-Oscar" überreicht hätte.
Für den wahren Schrecken sorgten jedoch jene zwei Minuten, in denen die Flüchtlingshelferin Maria Loley Scharang erzählte, wie sie nach dem ihr geltenden Anschlag mit Drohbriefen überschwemmt wurde, ihre Arbeit in ihrem Heimatdorf aufgab und Poysdorf schließlich verließ: "Das war schmerzhafter als die Verletzungen."
So verständlich es ist, Fuchs an diesem Abend "begreifen" zu wollen, so wichtig ist es, die äußeren Umstände nicht zu übersehen, die zu den Anschlägen führten. Die ganze Geschichte des Franz Fuchs kann nicht erzählt werden, dieses Umstands ist sich auch Scharang bewusst. Und sie darf kein zweites Mal möglich werden. (pek/DER STANDARD; Printausgabe, 4.10.2007)
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