Klagenfurt/Linz – Dietmar Spöcker wohnt seit 17 Jahren „hier oben“ im Mühlviertel. Zuerst in Klaffer, dann im benachbarten Schlägl. Im Sommer fährt er gerne „mit dem Rad über den Böhmerwaldrücken zum See baden“. Dass er dabei eine Grenze passiert, registriere er eigentlich gar nicht mehr so richtig, erzählt Spöcker. Umso erfreulicher findet er es, dass Tschechien noch vor Weihnachten ein Schengenland wird und die Grenze fällt. In Schlägl existieren bereits seit Längerem ein Reihe von nachbarschaftlichen Kooperationen. In Klaffer leitet eine Tschechin den Kindergarten.

Nicht alle Oberösterreicher sind derart begeistert. Alois Böhm, ÖVP-Bürgermeister der Grenzgemeinde Leopoldschlag, beurteilt die Situation weniger freudig. Dass die Grenze jetzt zwei Wochen früher und nicht wie ursprünglich zum Jahreswechsel verschwinde, sei zwar nur „Kosmetik“. Aber die Tatsache, dass es dann keine punktuellen Kontrollen an Grenzübergängen gebe, sorge in der Bevölkerung für „Unruhe“. Es entstehe, so Böhms Befürchtung, eine „Vakuum“, quasi ein unkontrolliertes Gebiet. In der Kärntner Stadt Ferlach, die am Fuß des österreichisch-slowenischen Grenzübergangs Loiblpass liegt, hat man davor keine Angst. „Wir sehen das positiv“, sagt der SP-Bürgermeister Ingo Appe: „Der kleine Grenzverkehr wird jetzt noch leichter.“ Das Problem Schengen sei von der Politik aufgebauscht worden.

Für die bisherigen Zollgebäude gibt es für die Zeit nach der Schengen-Öffnung einen neuen Verwendungszweck: Sie werden beiderseits des Loibls in ein Museum umgewandelt werden – in Erinnerung an jene KZ-Häftlinge, die den Loibl-Tunnel unter unmenschlichen Bedingungen errichten mussten. (ker, stein/DER STANDARD, Printausgabe, 4.10.2007)