Helsinki - Im sogenannten Fortsetzungskrieg von 1941 bis 1944, einer Reaktion auf den Winterkrieg zwischen der Sowjetunion und Finnland, stand das nordeuropäische Land als "Waffenbruder" an der Seite des Deutschen Reichs und eroberte kurzfristig Gebiete, die an die Sowjetunion verloren worden waren, zurück. Seit Jahrzehnten hielten sich in Finnland hartnäckig Gerüchte, dass damals wesentlich mehr Deserteure aus der finnischen Armee erschossen worden sein, als die offizielle Geschichtsschreibung besagt - und dass entsprechende Dokumenten systematisch durch die Armee vernichtet worden seien.

Der Historiker Heikki Ylikangas bestätigt in seinem am Dienstag erschienenen Buch "Romahtaako rintama" ("Bricht die Front zusammen?") solche Vermutungen: Der Geschichtsprofessor schätzt die Zahl der in der dramatischen Schlussphase des Krieges durchgeführten Exekutionen an desertierten Soldaten auf rund 250; die offiziell eingeräumte und durch Dokumente belegte Anzahl lag bislang zwischen 50 und 60. Ylikangas belegt in seinem Buch allerdings 90 Fälle mit Namen.

Vor vier Jahren wies die Sozialwissenschafterin Elina Sana - ebenfalls in einem Buch - auf einen weiteren dunklen Fleck in der Weltkriegsvergangenheit ihres Landes nach: Sie deckte auf, dass während des Krieges von Finnland mehr Juden an Nazideutschland ausgeliefert wurden, als die offizielle Geschichtsschreibung angegeben hatte. (APA/red)