In Peking gab es indes neue Fortschritte bei den Sechs-Parteien-Gesprächen.

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Pjöngjang/Peking - Für Nordkoreas nukleare Abrüstung zeichnet sich ein weiterer Durchbruch nach Abschaltung seiner Reaktoren ab. Pjöngjang hat sich erstmals schriftlich verpflichtet, bis Jahresende und unter Unterstützung und Finanzierung durch die USA ihre in Yongbyon vorhandenen Atomanlagen zur Plutoniumherstellung "funktionsunfähig" zu machen. Darunter fallen ihr Fünf-Megawatt-Reaktor, eine Wiederaufbereitungsfabrik und Strahlenlabors.

Die Regierungen der USA, Russlands, Japans, Nord- und Südkoreas sowie Chinas stimmten Mittwoch einem entsprechenden Vier-Punkte-Abkommen zu, das ihre Vertreter bei den Pekinger Sechs-Parteiengesprächen ausgehandelt hatten. Die in Peking bekannt gegebene Vereinbarung kommt zeitgerecht. Sie trägt nun zum Erfolg des Nord-/ Südkorea-Gipfels bei, für den sich Südkoreas Präsident Roo Moo-hyun bis heute, Donnerstag, in Pjöngjang aufhält.

Konkret sollen die USA noch im Oktober an der Spitze einer Expertenkommission mit Nordkorea die "Unbrauchbarmachung" der Atomanlagen vorbereiten. Auf "Aufforderung aller Parteien" übernehmen die USA die Federführung der Maßnahmen und finanzieren sie auch. US-Chefdelegierter Christopher Hill begrüßte das Abkommen, weil "es uns sehr direkt den Fahrplan liefert, wie wir in den kommenden Monaten weiterkommen." Nordkorea verpflichtet sich "vollständig und korrekt" alle Atomanlagen und Nuklearprogramme bis 31. Dezember 2007 offen zu legen. Zudem "bekräftigt es erneut seine Verpflichtung, kein Nuklearmaterial, Technologien oder Know-how weiterzugeben." Im Gegenzug bereiten die USA und Japan mit Nordkorea die Normalisierung ihrer zwischenstaatlichen Beziehungen vor.

Mit dem Verlauf des Gipfels in Pjöngjang zeigten sich beide Seiten zufrieden, auch wenn das Treffen nicht, wie vom "Geliebten Führer" Kim Jong-il angeregt, um einen Tag verlängert wurde. Es habe ausreichende und offene Diskussionen gegeben, die zu guten Ergebnissen geführt hätten, hieß es. Roo übergab dem als Filmfan bekannten Kim auch 150 DVDs, darunter auch den südkoreanischen Erfolgsthriller "Joint Security Area". Darin geht es um Konflikte an der Waffenstillstandslinie und um die Wiedervereinigung.

Roo bezeichnete die Gespräche als "offen und ehrlich". Neben der Abrüstung sei es dabei auch um wirtschaftliche Beziehungen gegangen. (erl, red/DER STANDARD, Printausgabe, 4.10.2007)