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Martin Schlaff landete in Weißrussland einen weiteren spektakulären Deal.

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"Ohne Schlaff hätten wir nichts ausrichten können." Was Josef Taus über die Rolle seines Kompagnons Martin Schlaff im Zusammenhang mit dem Erwerb der bulgarischen Telekomfirma Mobiltel sagte, gilt stellvertretend für viele Aktivitäten - seien sie geschäftlicher, politischer oder karitativer Natur. Nun öffnete der Sohn jüdischer Polen der Telekom Austria die Tür nach Weißrussland, wo die Österreicher 730 Millionen Euro für den Mobilfunker MDC hinblättern.

Der Deal in der letzten Diktatur Europas ist symptomatisch für den 1953 geborenen Schlaff. Der Mann für heikle Fälle lieferte Computertechnologie in die damalige DDR, investierte mit den Casinos Austria und der Bawag in die Spielhölle Oasis im palästinensischen Autonomiegebiet, hinterlegte für Helmut Elsner eine Kaution und wird seit Jahren mit Bestechungsskandalen in Israel in Zusammenhang gebracht.

"Die Herausforderung hat mich immer gereizt. Letzten Endes geht es immer um die Frage: Wie hoch ist das Risiko und wie hoch die Risikoprämie", meinte der Frauen- und Kunstverehrer in einem seiner wenigen Interviews im profil.

Bisher stimmt die Prämie. Allein mit Mobiltel soll der Investor gemeinsam mit Taus und Partner Herbert Cordt 800 Millionen Euro eingestreift haben. Über sein Vermögen gibt es nur wilde Spekulationen - von bis zu drei Milliarden Euro ist die Rede.

Die Geschäfte des vierfachen Vaters beschäftigen regelmäßig Geheimdienste und Staatsanwaltschaften - mit mäßigem Erfolg. Die Ermittlungen der österreichischen Justiz in Sachen Mobiltel brachten bisher ebenso wenig konkrete Ergebnisse wie die der israelischen Kollegen rund um "Sharongate". Berlin blitzte beim Versuch ab, angebliches SED-Vermögen von Schlaff zurückzufordern.

Zugute kommt dem Strippenzieher dabei sein weit gespanntes Netzwerk, das auf dem Prinzip Geben und Nehmen basiert. Frühere Stasi-Offiziere kamen in Schlaff-Firmen unter, Ex-Telekom-Finanzvorstand Stefano Colombo, der ihm die Mobiltel teuer abkaufte, steht nun bei RHI in Schlaffs Sold. Der Jobsuchende Ex-Minister Hubert Gorbach erhält beim Feuerfest-Konzern als Aufsichtsrat zumindest ein Grundeinkommen, das seine politischen Interventionen am Balkan abgilt.

Wolfgang Schüssel kam unter Beschuss, weil er sich von Schlaff nach Sofia einladen ließ - der Sozialdemokrat hatte Schwarz-Blau 2002 einen großen Dienst erwiesen und die Normalisierung der österreichisch-isrealischen Beziehungen eingefädelt. Für Alfred Gusenbauer gab Schlaff eine Wahlsieger-Party.

Einen kleineren Teil seines Vermögens lässt er Wiener Staatsoper, Salzburger Festspielen oder verstrahlten Kindern aus Tschernobyl zukommen. Geldadel verpflichtet. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.10.2007)