Einkaufen am Sonntag erhitzt die Gemüter. Eine Allianz aus Gewerkschaft, Kirche, Greißlern, Alpenverein und Blasmusikkapellen blockte bisher alle Vorstöße ab, sieben Tage die Woche offen zu halten. Was einzelne Unternehmer nicht daran hindert, Jahr für Jahr aufs Neue genussvoll daran zu rütteln.

Jetzt haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer erstmals kühlen Kopf demonstriert. Während der Fußball-Europameisterschaft darf der Handel sonntags bei regionalem Bedarf von zwölf bis 18 Uhr aufsperren. Der Trommelwirbel, der diese Entscheidung begleitet, überrascht aus internationaler Sicht. In Deutschland und der Schweiz etwa ging das ganze weit unspektakulärer über die Bühne. Doch Österreich tickt anders, der Sonntag ist allen heilig, eine gut gehütete soziale Errungenschaft eben.

Bei aller Umsicht: Um zwei Millionen Gäste zu unterhalten, dafür genügen nicht nur flotte Ballwechsel. Fans feiern, essen und decken sich mit Souvenirs ein. Österreich kommt nicht umhin, diese internationalen Spielregeln zu akzeptieren. Dass dabei Handelsmitarbeiter nicht zwangsläufig auf der Strecke bleiben müssen, haben die Sozialpartner jetzt bewiesen.

Die Arbeitgeber müssen die Kinderbetreuung während des Einsatzes am Sonntag abgelten. Das ist ein Meilenstein. Dass nur Angestellte arbeiten dürfen und für ihre Heimfahrmöglichkeit gesorgt werden muss, ist nicht weniger progressiv. Wenn es darauf ankommt, kann die Branche also doch abseits der üblichen Sonntags-Hysterie Nägel mit Köpfen machen.

Ein offener Sonntag, zumindest für sechs Stunden, ist Service am Kunden. Dass der längere Spielraum fürs Shoppen dem Handel finanziell vermutlich nicht viel bringen wird, ist ein anderes Kapitel. Die höheren Kosten fressen meist den Mehrumsatz. Doch wer schaut beim Feiern schon gern aufs Geld. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.10.2007)