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Buffalos Topstar und Buffalos Würfel: "Der größte weltweit", sagt Vanek.

Foto: APA/ Fohringer
Mitten im Locker Room, der Umkleidekabine der Buffalo Sabres, steht ein Einkaufswagerl. Auf den ersten Blick passt es nicht in diese Kabine, nicht in die perfekte Organisation eines amerikanischen Eishockeyklubs. Am Freitag starten die Sabres mit ihrem steirischen Stürmerstar Thomas Vanek in die National Hockey League (NHL), erster Gegner sind die New York Islanders, die HSBC-Arena wird mit 18.690 Zusehern vollbesetzt sein. Doch noch ist Trainingszeit. Noch tragen die Cracks nicht die Einser-Garnitur, sondern Trainingstrikots in unterschiedlichen Farben. Nach dem Training werfen sie die verschwitzten Dressen in das Einkaufswagerl, und der Zeugwart führt das Wagerl zur Waschmaschine.

Noch hat Thomas Vanek Zeit für ausführliche Gespräche. Er steht, schon in Zivil, neben der Spielerbank in der Halle, die auch mit 18.690 unbesetzten Sitzplätzen beeindruckend wirkt. Vanek deutet auf das über der Eisfläche hängende Ungetüm von einem Videowürfel. "Der größte weltweit." Auf vier jeweils knapp zwanzig Quadratmeter großen HD-Bildschirmen werden Szenen wiederholt, wird Werbung gespielt, wird Stimmung gemacht. Buffalo ist ein Topteam, zuletzt zweimal erst am Finaleinzug gescheitert. "Diesmal können wir den Stanley Cup gewinnen", versichert Vanek glaubhaft.

Mit den Besten messen

Der 23-Jährige ist der teuerste Sabres-Spieler, Fans und Gegner werden ihn aufmerksam verfolgen. "Ich weiß, was auf mich zukommt", sagt Vanek. "Sie setzen die besten Verteidiger auf mich an. Aber genau das will ich - mich mit den Besten messen."

In der Vorsaison schoss Vanek 43 Tore, er will sich persönlich, vor allem aber mit dem Team steigern. "Wenn ich zwanzig Goals schaffe, wir aber den Stanley Cup holen, ist es eine perfekte Saison."

Als Buffalo ihn verpflichtete, schwebte Vanek nicht unbedingt im siebenten Himmel. Er hätte sich schönere Städte vorstellen können. Es gibt schönere Städte. "Wenn du downtown spazieren gehst", sagt er, "merkst du, dass das nicht Boston oder Chicago ist." Buffalo liegt am Lake Erie, ans Ufer haben sie eine Autobahn gebaut, wieso auch nicht. Der Niagara River verbindet den Erie- mit dem Ontario-See, der hundert Meter tiefer liegt. Und so ist Buffalo, das um 1950 als Schwerindustriezentrum fast 600.000 Einwohner hatte (jetzt 330.000), vor allem eines, Ausgangspunkt für Besichtigungsfahrten zu den Niagarafällen.

Ungefähr auf halbem Weg zu den Fällen steht das Haus, das Vanek und seine Freundin Ashley vor Kurzem bezogen, es ist um ein Kinder- und ein Gästezimmer größer als das alte. Am 16. August kam schließlich Sohn Blake Thomas zur Welt, nun kommen immer öfter Ashleys Eltern aus Minnesota zu Besuch.

Am 6. Juli hatte Vanek bei den Sabres verlängert, sie zahlen ihm 50 Millionen Dollar für sieben Jahre, davon allein zehn Millionen in der ersten Saison. 2007/08 verdient kein Eishockeyspieler besser. Vanek, als Sohn tschechoslowakischer Einwanderer in Graz geboren und mit 14 nach Kanada übersiedelt, sagt: "Nicht das Geld macht mir Druck, ich mache mir Druck."

Vanek ist Österreichs zweiter Sportstar in Nordamerika. Der vor zwei Jahren verstorbene "Wembley-Toni" Fritsch war der erste. 1971 wurde der Rapid-Stürmer, der sich seinen Spitznamen 1965 als 20-Jähriger mit zwei Treffern zum legendären 3:2-Länderspielsieg gegen England in London verdient hatte, von den Dallas Cowboys als Freekicker in die NFL, die National Football League, geholt. 1972 holten sie gemeinsam die Super Bowl. 14 Jahre lang verdiente der Niederösterreicher viel Geld im American Football. Bis zuletzt zeigte er stolz seinen Super-Bowl-Ring her.

Vorgänger, Nachahmer

In der NHL spielten bereits Goalie Reinhard Divis für die St. Louis Blues (Debüt: 7. April 2002) und Stürmer Christoph Brandner für Minnesota Wild (erstes Tor: 12. Oktober 2003). Neben Vanek konnte sich nur Thomas Pöck länger halten, "seine" New York Rangers treten am Donnerstag im Madison Square Garden gegen die Florida Panthers an.

Vanek und Pöck sind Vorbilder für etliche junge Österreicher, die sich in nordamerikanischen Nachwuchsligen tummeln. Und davon träumen, dass sie irgendwann einmal ihre verschwitzen NHL Trikots in ein Einkaufswagerl werfen dürfen. (DER STANDARD, Printausgabe, Donnerstag, 4. Oktober 2007, Fritz Neumann aus Buffalo)