New York - In Österreich ist Franchising vor allem ob der Fastfood-Branche einer nicht zuletzt deshalb immer breiter werdenden Öffentlichkeit ein Begriff, in Nordamerika dominiert dieses System auch die großen Sport-Ligen.

Die National Hockey League (NHL), die National Basketball Association (NBA), die National Football League (NFL) und die Major League Baseball (MLB) kennen weder Auf- noch Absteiger. Die Teams heißen Franchises, gehören oft privaten Personen und sind als Wirtschaftsunternehmen zu betrachten. Immer wieder kommt es vor, dass ein Franchise den Besitzer oder auch den Standort wechselt.

Die meisten Franchises sind in Großstädten oder Ballungsgebieten angesiedelt. Etliche Städte beherbergen alle vier Sportarten, New York zum Beispiel mit Rangers, Islanders (Eishockey), Knicks (Basketball), Jets, Giants (Football), Mets und Yankees (Baseball). Ausgeklügelte Regeln sollen spannende Meisterschaften garantieren. In der NHL etwa darf sich das schlechteste Team stets als erstes im "Entry Draft" die Rechte auf das größte Talent sichern.

West-Erweiterung

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts, da die Eisenbahn das Hauptverkehrsmittel auf längeren Strecken war, konzentrierte sich das sportliche Geschehen auf den Nordosten des Kontinents. 1946 wurden die Los Angeles Rams (NFL), die von Cleveland nach Kalifornien übersiedelten, das erste Franchise im Westen. Andere zogen nach. Kanada mischt vor allem im Eishockey mit, stellt sechs von 30 NHL-Teams. Bescheidener ist die kanadische Beteiligung mit je einem Team im Baseball und im Basketball, Football ist eine reine US-Angelegenheit.

Reichste Liga ist die NFL, nicht nur weil Zuseherzahlen in Freiluft-Stadien naturgemäß höher sind als in Hallen der NBA und der NHL, sondern vor allem ob der TV-Quoten. Die Super Bowl, seit dem Anschlag auf das World-Trade-Center nicht mehr am letzten Sonntag im Jänner, sondern am ersten im Februar, ist eine der meistverfolgten TV-Sendungen weltweit. Kolportiert wird eine Milliarde Zuseher. Sicher ist, dass CBS 2007 für dreißig Werbesekunden 2,5 Millionen Dollar verlangte.

Reiche Basketballer

Und dennoch verdienen Sportler in der NBA besser als in der NFL. Ein NBA-Team ist halt viel kleiner als ein Footballteam. Hier stehen gleichzeitig nur fünf Spieler auf dem Feld, dort sind es je elf Spieler in drei verschiedenen Einheiten (Defense, Offense, Special Team). Baseball bietet selbst (wenigen) Fans gute Verdienstmöglichkeiten. Der 21-jährige New Yorker Matt Murphy, der heuer am 7. August den Rekordball bei Barry Bonds' 756. Homerun gefangen hatte, konnte das gute Stück hernach um 750.000 Dollar versteigern lassen.

Werte wie Fairness und Charakterstärke werden im US-Sport oft betont. Das äußerst sich darin, dass Las Vegas (Sündenpfuhl!) bis heute nicht Heimat eines großen Teams werden durfte. Skandale freilich kommen mit schöner Regelmäßigkeit vor. Zuletzt haben im Football die New England Patriots gegnerische Coaches per Videokamera ausspioniert. Ungemach droht auch der NBA, die einen Referee der Spielmanipulation überführt hat. Er kündigte an, bis zu zwanzig Kollegen zu nennen, die in Wett-Aktivitäten verstrickt sein sollen. (DER STANDARD, Printausgabe, Donnerstag, 4. Oktober 2007)