In Prishtina kann man noch abgebrannte Häuser sehen und ein paar Romafamilien, die sich trotzdem dort niedergelassen haben. Acht Jahre nach dem Krieg ist es selten, aber noch immer möglich, dass eine Rückkehrerfamilie nur mehr die Ruinen ihres einstigen Hauses vorfindet. Oder eine andere Familie in den eigenen vier Wänden.

Auffallend ist aber vor allem die große Zahl junger Männer, die um die mobilen Verkaufsstände mit den bunten Handys herumstehen und nichts zu tun haben. Politisch seit Jahren in einer Pattsituation gefangen, konnte sich der Kosovo wirtschaftlich nicht erholen. Wer eine Existenz aufbauen will, hat kaum Chancen. Und die Möglichkeit als Gastarbeiter in Mitteleuropa aufgenommen zu werden, ist sehr gering geworden. Praktisch bleibt da nur der Asylantrag.

Geld im Clan aufgeteilt

Die kosovarische Gesellschaft ist zudem vom Kapitalzufluss aus dem Ausland abhängig. Das Geld wird dann im Familienclan aufgeteilt. Nach Angaben des Finanzministeriums sind die Überweisungen durch Gastarbeiter höher als die im Kosovo erwirtschafteten Werte. Etwa 400.000 Kosovaren leben im Ausland - die meisten in der Schweiz, Deutschland, Österreich und Skandinavien. 1,9 Millionen im Kosovo.

Die Albaner, die in den Kosovo zurückkehren müssen, können sich in den allermeisten Fällen auf ihre Großfamilie als soziales Netz verlassen. "Die Familiensolidarität auf väterlicher Linie steht über allem. Die Familie des Mannes ist sozusagen verpflichtet, die zurückkehrenden Personen aufzunehmen", erklärt Kosovo-Experte Stephan Müller. Individuelle Lebensentwürfe - vor allem für Frauen - haben da aber kaum Platz. "Ein fünfzehnjähriges Mädchen, das ein paar Jahre in Österreich verbracht hat, hat keinen Grund in den Kosovo zurückzukehren", so Müller. Der Staat bietet kaum Hilfe. Die Unterstützung für Arbeitslose ist rudimentär.

Kaum Asyl für Kosovaren

Asyl wird den Kosovo-Albanern - anders als während der Unterdrückung durch das Milosevic-Regime in den 1990ern - heute kaum mehr gewährt. Das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) empfiehlt aber, dass Familienmitglieder aus Mischehen, Albaner, die aus dem hauptsächlich von Serben bewohnten Norden kommen und jene, die mit dem Milosevic-Regime verbunden waren und Repressionen fürchten müssen, nicht in den Kosovo abgeschoben werden sollen.

Noch einmal anders sieht es bei den Minderheiten aus. Serben, Roma, Gorani, Ahskali, Ägypter und Bosniaken laufen mitunter Gefahr, diskriminiert zu werden und finden bei einer Rückkehr in den Kosovo viel schwerer eine Arbeit. Die UN-Verwaltung Unmik und der UNHCR überprüfen in diesen Fällen sehr genau, wem eine Rückkehr zuzumuten ist. In einigen Fällen wurden Abschiebungen rückgängig gemacht. Bis Juni dieses Jahres sind 7317 Serben, 2150 Roma, 4464 Askhali und Ägypter, 1452 Bosniaken und 719 Gorani zurückgekehrt. (Adelheid Wölfl, DER STANDARD Printausgabe, 4.10.2007)