Die Wien Holding will über das Großprojekt "Neu-Stadlau" informieren. Die Sommer-Design-Teilnehmer funktionierten einen Genoch-Marktstand dafür zur Infostelle um

Foto: SDB/Microgiants
Wien - Ein Hof dämmert an einer stark befahrenen Ausfallstraße vor sich hin und könnte, statt als Parkplatz zu dienen, attraktiver genutzt werden. Oder: Das schöne alte Zentrum einer Kleinstadt wird von Besuchern gemieden, weil man sich nicht auskennt und zu viele verwirrende Initiativen den Gesamtblick nur noch mehr trüben.

Hier ist Design gefragt. Nicht von der Art, die Stühle oder Sonnenbrillen mit neuen Schnörkeln versieht, sondern ein erweitertes Verständnis von Gestaltung.

Mit diesem Anspruch ist das Sommer Design Büro im vergangenen August und September in Wien angetreten: Es galt, Probleme bei der Gestaltung von Dienstleistungen und von öffentlichen Räumen zu analysieren und Lösungen vorzuschlagen. Neu daran war, dass hier gerade erste fertige Design- und Architekturstudenten mit "echten" Auftraggebern an einen Planungstisch gesetzt und bei der Arbeit von Experten unterstützt wurden; und dass sie ihre Arbeit im Team angingen.

Import aus Schweden

Die Idee importierte Gerin Trautenberger (Microgiants Industrial Design) aus Schweden. Die dortige Industriedesign-Stiftung SVID hatte vor mehreren Jahren erkannt, dass ein Übergang von der geschützten, auf individueller Arbeit beruhenden Hochschulwerkstatt zur rauen Wirklichkeit gut tut. Sie gründete Sommerworkshops, in denen eine begrenzte Anzahl von (fertigen) Studenten an besondere Aufgaben des Service- und Social-Designs herangeführt wurden.

Die Vorgaben von Kunden und die neue Sicht auf alte Probleme zeitigten Ansätze, die auch für Österreich geeignet schienen. In der Wiener Initiative departure, die sich für die Kreativbranche stark macht, fand sich ein Partner, der mit dem skandinavischen Modell etwas anfangen konnte. Für departure organisierte das Büro für Transfer nun den ersten sommerlichen Durchgang.

Klarer Zugang

Vier Studenten beziehungsweise kürzliche Absolventen (zwei aus Österreich, zwei mit einschlägigen Erfahrungen aus Schweden), vier Themen, ein Team: Das sollte etwa die Frage behandeln, wie man den Eingangsbereich des Zoom-Kindermuseums im Museumsquartier klarer und in jeder Hinsicht zugänglicher strukturieren kann. Oder wie man eine unattraktive Hofsituation im 15. Wiener Bezirk für neue Zwecke aufwerten kann (Vorschlag der vier: eine Anlaufstelle mit Bar, Dusche etc. für Jogger im nahen Schönbrunner Park schaffen).

Für sein Großbauprojekt "Neu-Stadlau" wünschte sich der Auftraggeber Wien Holding, dass die Bevölkerung informiert werde. Die Sommer-Designer stellten fest, dass ein Fischstand am dortigen Genochmarkt nicht genutzt wird. Es würde also genügen, ihn zu einem Info-Stand für großflächige und detaillierte Auskünfte umzugestalten (siehe Bild oben). Einfache Farben

Aus dem oberösterreichischen Freistadt schließlich ereilte die vier die Bitte, ein klares Leit- und Informationssystem zu schaffen, das die Besucher sicher durch die verästelte Altstadt führt. Man möge, so die Antwort, den Schilderwald reduzieren und durch klare, farbkodierte Anweisungen vereinheitlichen.

Frischer Blick

Das Team, so berichtet Trautenberger, konnte zu Lösungsfindungen beitragen, weil es einen frischen, ungewohnten Blick auf die jeweiligen Situationen warf.

Dazu berichteten Birgit Mager aus Köln und Dag Holmgren aus dem schwedischen Jönköping in Workshops über ihre Erfahrungen mit sozialem Design. Und während des Sommers arbeiteten zehn österreichische Studenten in verschiedenen schwedischen Büros an ähnlich gearteten Jobs.

An eine Weiterführung in der vorlesungsfreien Zeit im Jahr 2008 wird bereits intensiv gedacht.

Als Teil der Vienna Design Weeks (siehe rechts) finden am kommenden Freitag ab 16 Uhr Diskussion und Abschlusspräsentation der Arbeiten statt. Museumsquartier Wien, arena-21, quartier digitale kultur. (Michael Freund, DER STANDARD Printausgabe, 4.10.2007)