Im Palais Ferstel in der Wiener Herrengasse, einem Haus, das 1855 an die damalige Notenbank des k. u. k. Reiches ging, brachte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet wieder einmal eine seiner berühmt-berüchtigten Phrasen an, die danach von den Finanzmärkten weltweit interpretiert werden: "Wir stehen bereit, den Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität zu begegnen". Das war der Kernsatz der Erklärung am Donnerstag, mit dem der EZB-Rat seine Entscheidung begründetet, die Leitzinsen im Euroraum bei 4,00 Prozent belassen.
Hoher Ölpreis
Die Risiken ergäben sich aus den anhaltend hohen Ölpreisen, aus den steigenden Preisen bei Rohstoffen und Agrarprodukten sowie durch große Geldmengen, die in den Finanzmärkten kreisen. Derzeit geht die EZB davon aus, dass die Inflationsrate in den verbleibenden Monaten des Jahres 2007 und Anfang 2008 weiterhin deutlich über zwei Prozent liegen wird, bevor sie sich wieder abschwächt. Im Gesamtjahr 2008 rechnet die Notenbank im Durchschnitt mit rund zwei Prozent Inflation in der Eurozone. Die Eurobanker definieren die erwünschte "Preisstabilität" mit einer Rate knapp unter zwei Prozent.
Trichet betonte, das "vorrangige Ziel" sei, die Preisstabilität in den Euroländern zu bewahren. Und es liege der EZB besonders daran, dass die Teilnehmer an den Märkten "Vertrauen haben könnten", dass eine stabile Geldpolitik betrieben werde, dass es "fixe Anker" gebe.
Die EZB müsse jedenfalls "weiter Informationen abwarten, um die Situation einschätzen zu können", erklärte Trichet weiter. Denn obwohl das Wachstum "robust" sei, gebe es "Unsicherheiten" aus der jüngsten Finanzkrise.
Stabilität erwartet