Berlin/Paris - EADS-Großaktionär DaimlerChrysler hat eine Verwicklung in vermutete illegale Insidergeschäfte beim Airbus-Mutterkonzern bestritten. Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche sagte am Donnerstag in Berlin, eine interne Untersuchung in seinem Unternehmen habe keine Hinweise auf Verfehlungen ergeben. Sowohl die IG Metall als auch der französische Arbeitgeberverband reagierten unterdessen empört auf Informationen über einen sich erhärtenden Verdacht gegen EADS-Spitzenleute.

Verdacht fällt auch auf DaimlerChrysler-Spitze

Nach vorläufigen Ermittlungen der französischen Börsenaufsicht AMF soll sich fast die gesamte Spitze des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns durch Insiderhandel bereichert haben. In dem AMF-Bericht werden 21 Topmanager sowie die Hauptaktionäre DaimlerChrysler und Lagardere verdächtigt, im Wissen um Produktionsprobleme beim Airbus-Großraumflugzeug A380 Aktien verkauft zu haben, bevor sie die Öffentlichkeit informierten.

Zetsche betonte dagegen bei der außerordentlichen DaimlerChrysler-Hauptversammlung: "Wir haben uns nichts vorzuwerfen." Einzelheiten wollte er mit Hinweis auf die laufende Überprüfung durch die AMF nicht nennen.

Bericht nicht erhalten

DaimlerChrysler hatte im ersten Quartal 2007 seinen Anteil am Airbus-Hersteller EADS von 22,5 Prozent auf 15 Prozent verringert. Daimler-Aufsichtsratschef Manfred Bischoff sagte, das Unternehmen habe um den Bericht der französischen Börsenaufsicht gebeten, ihn bisher aber nicht erhalten. Er merkte an, dass er selbst keine EADS-Aktien verkauft habe.

Dagegen hatte die Zeitung "Le Figaro" geschrieben, auch Bischoff als früherer EADS-Verwaltungsratsvorsitzender sowie der neue Airbus-Chef Thomas Enders seien ins Visier der Börsenaufsicht geraten. Enders hatte im November 2005 zwei umfangreiche Aktienpakete verkauft.

Die IG Metall forderte rasche Aufklärung. "Das sind schwere Anschuldigungen", sagte Daniel Friedrich von der IG Metall Küste. Es sei nun Sache von Justiz und Management, für Klarheit zu sorgen. "Erst dann kann man über Konsequenzen nachdenken." Für die ohnehin schwierige Stimmung im Unternehmen durch die Krise bei Airbus seien solche Schlagzeilen nicht förderlich: "Die Belastung für die Arbeitnehmer durch das Sanierungsprogramm 'Power 8' ist groß, das Vertrauen in die Unternehmensführung verletzt", meinte Friedrich.

"Nichts als Verachtung"

Die französische Arbeitgeberpräsidentin Laurence Parisot erklärte, sollten sich die Vorwürfe bestätigen, habe sie "nichts als Verachtung" für die Manager übrig. Sie fürchte nun um den Ruf von Managern generell. "Die Menschen, die sich so verhalten, sind alles außer Arbeitgeber", sagte sie dem Radiosender RTL.

Das Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat bereits im Juli wegen des Vorwurfs von Insiderhandel mit EADS-Aktien Strafanzeige gegen fünf Personen erstattet. Seitdem untersucht die Münchner Staatsanwaltschaft die Vorwürfe. Derzeit werte man die Stellungnahmen von Anwälten des Konzerns aus, sagte Oberstaatsanwalt Anton Winkler am Donnerstag. Dies werde einige Wochen dauern.

Von den Beschuldigten seien zwei EADS-Mitarbeiter, allerdings nicht aus der Führungsebene, betonte Winkler. Bei den drei übrigen Personen handle es sich um Verwandte oder Freunde der Konzernmitglieder. Keine von ihnen sei bisher zu einer Stellungnahme aufgefordert worden. (APA/AP)