Am Donnerstag trafen sich Gemeindechefinnen aus Tschechien und Österreich zum Gedankenaustausch über die Arbeitssituation von Frauen in der Grenzregion Weinviertel, Waldviertel und Südmähren in Zellerndorf bei Retz. Veranstaltet wurde der Workshop im Rahmen des Interreg-III-Projektes "Genderglokal" ("Gender global lokal").
"Revolutionär"
"Mein Amtsantritt hatte für Traunstein schon etwas Revolutionäres", erzählt Angela Fichtinger. Der 1000-Einwohner-Ort südlich von Zwettl hat mit ihr zwar weiterhin ein ÖVP-Mitglied an der Spitze, aber dass sie eine Frau ist und noch dazu ihre politischen Wurzeln nicht im Bauernbund liegen, war neu.
Ihr Amtsvorgänger hatte die letzten Jahre die Geschäfte völlig schleifen lassen. 2005 wurde sie als Troubleshooterin geholt. In der strukturschwachen Gegend ist nun das Kurzentrum, das derzeit errichtet wird, ihr wichtigstes Projekt. Beim Arbeitsmarktservice hat Fichtinger erreicht, dass arbeitslose Frauen aus Traunstein bereits jetzt gezielt in Berufen ausgebildet werden, in denen sie später im Kurzentrum Arbeit finden werden.
Ehrenamtliche Bürgermeisterin
Fichtingers Amtskollegin Jarmila Pavelková aus Prísnotice in Südmähren übernahm im Jahr 2002 ihre Gemeinde (850 EinwohnerInnen) völlig überschuldet. Bis vor zwei Jahren hat sie deshalb ehrenamtlich als Bürgermeisterin gearbeitet. Erst seit 2005, seit die schlimmsten Schulden ein wenig eingedämmt sind, gestattet sich die Juristin, die hauptberuflich als Kommissarin bei der Wirtschaftspolizei arbeitet, eine Aufwandsentschädigung. Im Moment ist eine neue Ortswasserleitung das dringlichste Vorhaben der Bürgermeisterin.